Bernhard Fleischmann über Kunst & Alkohol

Feder und Flasche

Über Kunst und Alkohol spricht Bernhard Fleischmann, freischaffender Musiker und DJ, in der "Jet Lag All Stars Radio Show". Hier erzählt er, wie er zu diesem ungewöhnlichen Diplomarbeitsthema gekommen ist.

Im Jahr 1994 stieß ich auf eine Ausgabe des Schweizer Kulturmagazins "du" mit dem Titel "Treibstoff Alkohol". In diesem Moment war die Entscheidung zum Thema meiner bevorstehenden Germanistik-Diplomarbeit gefallen.

Ich näherte mich dem Thema naiv und voreingenommen - hatte ich doch die Vorstellung von einer kreativen Schaffensmöglichkeit im "dichtesten" Zustand für realistisch gehalten. Ich sah den kreativen Menschen in Glas und Text eintauchen und schwimmen. Ich sollte mein romantisch angeheitertes Vorurteil jedoch bald verwerfen. Ich las Autobiografisches von Alkoholiker/innen und führte Interviews - mein Resümee lautete: Der trinkende Mensch schafft seine Kunst nicht wegen, sondern trotz Alkohol.

Liegt es aber nicht in den "Künstler/innenberufen", dass ihre Nähe zu Rauschmitteln leichter verzeihbar erscheint und als fixe Begleiterscheinung wahrgenommen wird? Manche, zumeist männliche Künstler scheinen gerne mit dem Klischee des versoffenen Genies zu leben. Außerdem erlauben es ihr Beruf und die frei (?) wählbaren Arbeitszeiten, den Rausch ohne Rücksicht auf Verluste zulassen zu können.

Die Funktion des Alkohols als literarisches Mittel, um Figuren zu entblößen, sie Sätze sagen und Handlungen setzen zu lassen und deren Charakter dahinter aufzuzeigen, ist eine eigene Geschichte. Doch es macht wohl einen Unterscheid, ob ein/e Autor/in Beobachtetes oder Erlebtes niederschreibt. Die Schuldgefühle und Niedergeschlagenheit des verkaterten Subjektes lassen sich schwer beobachten, für den frisch rasierten nüchternen Geist aber auch schwer nachvollziehen. Diese Dämonen werden in den verschiedensten Stadien beschrieben, besungen, dargestellt. Es geht hier fast immer um Kämpfe in einer oft aussichtslosen Schlacht um das nächste Glas.

Dennoch verdanke ich dem Alkohol manch großartigen Abend. Eine kollektive Euphorie von heiteren Betrunkenen, die sich unbekannt in den Armen liegen und einen Augenblick pure Lebensfreude tanzen, ist nüchtern nicht leicht vorstellbar.

Service

Jet Lag All Stars Radio Show - Die Party, Überraschungsfilm, Public Listening und DJ-Line, Freitag, 25. November 2011, Schikaneder Wien.

Schikaneder - Jet Lag All Stars Radio Show - Die Party
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Bernhard Fleischmann