Erhebung der Statistik Austria
Kinderbetreuung: Über 40.000 Plätze fehlen
Beruf und Familie zu vereinbaren, bleibt eine große Herausforderung. Dieser bekannte Umstand wird nun mit neuen Zahlen belegt: Laut Statistik Austria war Kinderbetreuung auch anno 2010 weiterhin überwiegend Frauensache. Und trotz aller Bemühungen der Politik gibt es immer noch viel zu wenige Kinderbetreuungsplätze.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 22.11.2011
44.000 Plätze fehlen
Bund und Länder investieren seit 2008 viel Geld in den Ausbau der Kinderbetreuung, trotzdem gibt es immer noch weit weniger Kinderbetreuungsplätze als benötigt. Laut Erhebung der Statistik Austria fehlen noch mindestens 44.000 Plätze für Kinder aller Altersgruppen, sagt Konrad Pesendorfer von der Statistik Austria. Er macht darauf aufmerksam, dass dieser Wert aus der Mikrozensus-Erhebung abgeleitet sei und der wahre Wert wohl noch darüber liegen werde.
100.000 Plätze entsprechen nicht
Besonders eklatant ist der Mangel bei den Unter-Dreijährigen, für die fast 23.000 Betreuungsplätze fehlen. Mängel gibt es aber auch bei den bestehenden Einrichtungen. Mehr als 100.000 Betreuungsplätze entsprechen nicht den Bedürfnissen der Eltern, so die Zahlen der Statistik Austria für das Jahr 2010. So sind in Ferienzeiten zu wenige Betreuungsplätze vorhanden, sie sind zu teuer oder die Qualität wird kritisiert. Nicht zuletzt wegen des fehlenden Angebots an Einrichtungen steigt auch die Betreuungsquote vor allem bei den Unter-Dreijährigen nur langsam an, sie liegt derzeit bei 17 Prozent und erreicht damit die EU-Ziele nicht einmal zur Hälfte.
Väter bleiben kaum beim Kind
Zuständig für die Kinderbetreuung fühlen sich weiterhin vor allem die Frauen. 87 Prozent unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit nach der Geburt eines Kindes, bei den Männern machen das nur sechs Prozent, und auch dann nur für ein paar Monate. Die meisten Väter fühlen sich nicht für Kinderbetreuung zuständig, sagt Konrad Pesendorfer von der Statistik Austria: "Wenn Männer Vollzeit arbeiten, dann sind es oft die Partnerinnen, die beim Kind zuhause bleiben. Umgekehrt hingegen, wenn Frauen in Vollzeittätigkeit sind, werden oft die Kinderbetreuungseinrichtungen oder auch die Schwiegereltern in Anspruch genommen."
Besserung durch Kindergeld?
Frauen bleiben nach der Geburt des Kindes auch weit länger zu Hause. 12 Prozent kehren ein Jahr nach der Geburt in den Beruf zurück, drei Jahre nach der Geburt arbeiten 91 Prozent der Mütter wieder, die meisten davon auf Teilzeitbasis. Noch nicht in der Statistik berücksichtigt sind allerdings Änderungen durch das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld, das vor allem Väter in die Karenz locken soll. Es wurde 2010 eingeführt und scheint daher noch nicht in dieser Statistik auf.