Elfriede Jelinek und Oscar Wilde

Ein erprobtes Gespann

Nach "Bunbury" hat Elfriede Jelinek nun die witzige Salonkomödie "Der ideale Mann" bearbeitet und holt sie nahe an die jüngsten Polit-Skandale in Österreich heran. Am Mittwoch, 23. November 2011, ist die mit Burgstars besetzte Premiere am Wiener Akademietheater.

Kultur aktuell, 23.11.2011

Wenn Elfriede Jelinek und die Regisseurin Barbara Frey Oscar Wildes Stück auch in London, in der Zeit und in den Kostümen der Jahrhundertwende belassen, ist trotzdem bald klar, worum es eigentlich geht, und Kirsten Dene als Lady Markby sprich es aus, übrigens getreu nach Oscar Wilde: "Ich muss nächsten Winter auch mal nach Wien."

Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind beabsichtigt

"Jelinek lässt die dramaturgische Struktur so, wie sie bei Oscar Wilde ist", sagt Barbara Frey, die Regisseurin von "Der ideale Mann" und Intendantin des Zürcher Schauspielhauses. "Gleichzeitig hat sie aber die Unregelmäßigkeiten um den Bau des Suez-Kanals übermalt mit dem Hypo-Alpe-Adria-Bankenskandal." Und so kann, wer will, in Sir Robert Chiltern und seiner Frau einen ehemaligen Finanzminister und seine Gattin erkennen.

Michael Maertens und Katharina Lorenz scheinen Körperhaltung und Gestik der Vorbilder genau studierte zu haben, was bei der Premiere am Abend gewiss für Gelächter sorgen wird. Sir Robert wird ja in Wildes Stück von einer Dame aus Wien erpresst, die um sogenannte Insidergeschäfte des aufstrebenden Politikers weiß, der dadurch erst sein Vermögen gemacht hat. Sie wird von Caroline Peters gespielt.

Komödie mit ernsten Flecken

Auch Johann Adam Oest als Lord Caversham, Matthias Matschke als sein Sohn Lord Goring, der am Ende Sir Roberts Schwester Mabel, gespielt von Maria Happel, heiratet, und Peter Matic als Kammerdiener, dürften erheblich zur Erheiterung beitragen und, so meint Barbara Frey, die Regisseurin, die bereits mit "Arsen und Spitzenhäubchen" für einen Renner am Akademietheater gesorgt hat:

"Ich finde, dass es schon Oscar Wilde, aber insbesondere eben auch Elfriede Jelinek ganz gut gelingt, den Ernst immer wieder durchschimmern zu lassen. Trotzdem bleibt es ganz klar eine Komödie."

Textfassung: Ruth Halle

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Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Akademietheater ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Burgtheater - Ein idealer Mann