Bilderzyklen mit Tierdarstellungen

Von Fischen, Vögeln und Reptilien

Meisterwerke aus den kaiserlichen Sammlungen zeigt die Österreichische Nationalbibliothek in ihrer neuen Prunksaal-Ausstellung, und zwar Tierbilder. Es sind zwei Bilderzyklen mit Tierdarstellungen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die nach umfassenden Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Kulturjournal, 23.11.2011

Ein großer roter Ara sitzt auf seinem Ast, ein Taschenkrebs wühlt sich durch den Sand, das Flusspferd fletscht die Zähne, exotische Fische in Scharen, Hirschziegenantilope, Eisvogel, Krokodil und asiatischer Elefant verhalten sich unauffällig - nein, wir sind nicht im Zoo von Schönbrunn, sondern im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek.

"Die ÖNB hat aus der frühen Neuzeit mehrere Alben, wo solche Tierdarstellungen präsentiert werden", sagt die Generaldirektorin der ÖNB, Johanna Rachinger. "Da ist z.B. ein Album von Kaiser Rudolph II., der in seinen Menagerien und Orangerien lebende Tiere ausgestellt hatte." Der Wunsch, sie beliebig oft zu sehen, habe zu den Aufträgen an "bedeutende Hofleute" geführt, diese Tiere sehr naturgetreu darzustellen.

Wissenschaftliches Interesse

Ebenfalls am Werk war Giorgio Liberale, ein Italiener, der im 16. Jahrhundert zunächst als Pflanzenmaler berühmt geworden war. Er wurde von Erzherzog Ferdinand II. beauftragt, die Tiere des Adriaraums darzustellen - Wassertiere, Fische und Reptilien. Beindruckend ist die leuchtende Farbigkeit dieser Bilder, die präzise Detailliertheit und die Genauigkeit der Darstellung.

"Rudolph II. wollte eine Erfassung der Tiere in seinem Reich machen", erzählt die Kuratorin der Schau, Christina Weiler, während bei Ferdinand II. mehr die Erforschung der naturwissenschaftlichen Aspekte im Vordergrund stand.

Rasante Vögel

Rund 180 Ölbilder sind im zweibändigen "Bestiaire", dem sogenannten "Museum" von Kaiser Rudolf II. versammelt, und 100 Meerestiere hat Giorgio Liberale für das Tieralbum von Erzherzog Ferdinand II. geschaffen - als beidseitig bemalte Aquarelle. Die Bilder seien richtige Bildkompositionen mit Landschaft und richtiger Perspektive, so Weiler.

Der Königs-Paradiesvogel etwa ist so rasant unterwegs, dass er eben über den Rand des Blattes hinausfliegt. Damit der Schnabel auch noch mit am Bild ist, hat der unbekannte Künstler einfach mit Klebstoff ein kleines Stück Pergament angefügt.

Textfassung: Ruth Halle

Service

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