Posthumes Album erscheint

"Schätze" von Amy Winehouse

Am 23. Juli 2011 ist die britische Sängerin Amy Winehouse im Alter von 27 Jahren tot in ihrer Londoner Wohnung aufgefunden worden. Winehouse hatte 2006 den Durchbruch geschafft, gewann fünf Grammys, machte anschließend allerdings vor allem wegen ihrer Exzesse von sich Reden. Gerade einmal vier Monate nach ihrem frühen Tod, erscheint nun das erste posthume Album.

Kultur aktuell, 01.12.2011

Ein kurzes Schlagzeug-Intro, Reggae-Rhythmen mit pumpendem Saxophon im Hintergrund, die Spannung steigt, dann schließlich Amy Winehouse: "Our day will come".

Die gute Nachricht nach dem Opener von "Lioness: Hidden Treasures": Es ist zweifellos Amy Winehouse, die da eine Reggae-Adaption des Ruby-and-the-Romantics-Klassikers "Our Day Will Come" singt. Denn spätestens nach dem posthumen Weihnachtsalbum von Michael Jackson im letzten Jahr, wo der King of Pop nur noch in Ansätzen zu erahnen war, ist das in den Ausschlachtungsexzessen der Musikindustrie nicht mehr selbstverständlich.

Kaum Highlights

Das Duett "Likes Smoke" mit US-Rapper Nas ist einer der dynamischsten Songs des Albums. Die meisten Nummern plätschern vor sich hin - kaum Ausfälle, aber auch wenig wirkliche Highlights. Denn es fehlt oft jene Eindringlichkeit, die etwa noch auf "Back to Black" zu hören war: Amy Winehouse manchmal fast klinisch gezähmt zwischen nachträglicher Background- und Streicherpolitur.

Dabei deckt das posthume Album die komplette Schaffensphase der Sängerin ab - vom damals 18-jährigen Mädchen, das eine jazzig angehauchte Version des Bossa-Nova-Klassikers "Girl from Ipanema" haucht, bis hin zum erst heuer aufgenommenen Duett mit Jazzlegende Tony Bennett, "Body and Soul".

Tony Bennett schwärmte nach den Aufnahmen von Amy Winehouse, der er 2008 noch als Laudator einen Grammy überreicht hatte: Eine großartige Performerin, so Bennett, die ihn mit ihrem Auftreten gar an große Musiker wie Frank Sinatra oder Duke Ellington erinnert hätten.

Am Leben zerbrochen

Amy Winehouse war zweifellos eine großartige Sängerin, ein großes Talent, das letztlich an einem exzessiven Lebensstil, und einer ebenso exzessiven medialen Berichterstattung zerbrochen ist. Das posthume Album ist eine schöne Erinnerung, aber leider wohl nur der Anfang einer Ausschlachtung dessen, was zu Lebzeiten nicht gut genug oder schlicht noch nicht abgeschlossen war.

Was auf "Lioness Hidden Treasures" nicht zu finden ist, sind jene Songs, die Winehouse kurz vor ihrem Tod noch für ihr drittes Album aufgenommen haben soll. Zwar dementiert das Managment jegliche Gerüchte um weitere posthume Erscheinungen, allerdings liegt die Vermutung nahe, dass ein weiteres klingelnde Kassen versprechendes Album kommen wird. Das nächste Weihnachtsgeschäft wird es zeigen.

Service

Amy Winehouse