Klassische persische Musik und Tanzkunst
Honart Festival im Wiener Odeon
Honart heißt ein Festival, das Musik und Tanz aus Persien präsentiert. Der Name ist eine Kombination aus dem iranischen Wort Honar und dem englischen Art - beide bedeuten dasselbe, nämlich Kunst.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 02.12.2011
Ein junger persischer Held entdeckt im Kampf, dass es sich bei seinem Gegner um ein Mädchen aus seiner Heimat handelt, und prompt wird aus den beiden Kontrahenten ein Liebespaar: Diese und andere Geschichten klassischer persischer Dichter werden am Freitag, 2. Dezember 2011, dem ersten Abend des Honart-Festivals, im Mittelpunkt stehen.
Der iranische Tänzer und Choreograph Sharok Moshkin Ghalam präsentiert sein Programm "Les Danses Mythologiques", also mythologische Tänze. Während die Märchenerzählerin Gordafarid persische Gedichte und Mythen vorträgt, werden Ghalam und seine spanische Kollegin Karine Gonzales die Geschichten in Tanz umsetzen.
Eine Frau als Märchenerzählerin
Es wird ein Abend ganz im Zeichen der persischen Tradition. Und doch wird er etwas ganz Neues bieten: Dass mit Gordafarid eine Frau die klassische Kunst des Märchenerzählens "Naghali" praktiziert, ist in der patriarchalisch geprägten iranischen Gesellschaft ein absolutes Novum. Sie sei einerseits eine Heldin, andererseits stehe sie freilich auf Konfrontationskurs mit so ziemlich allen Männern im Iran, erklärt Sharok Moshkin Ghalam.
Seit eineinhalb Jahren lebt die Künstlerin Gordafarid in den USA; so wie viele ihrer Kollegen habe sie den Iran verlassen müssen, meint Ghalam. Auch er selbst zählt zu jenen Künstlern, die im Exil leben - auch wenn er bereits als Jugendlicher mit seiner Familie knapp nach der Iranischen Revolution nach Frankreich ausgereist ist.
Heute ist Ghalam ein international bekannter Künstler, dessen Choreographien auf persischer klassischer Musik, aber auch auf indischen und kurdischen Tänzen basieren.
Politische Kontrolle der Künstler
Auch im Iran ist der Tänzer bekannt. Dort allerdings unterliege jede Art des Kunstschaffens der politischen Kontrolle, jeder Auftritt müsse von den Behörden genehmigt werden, erklärt Ghalam:
"Schon allein Künstler zu sein ist für die Regierung eine Form der Opposition. Dass die Menschen eine Veränderung wollen, sahen wir vor zweieinhalb Jahren, während der Grünen Revolution. Speziell bei der jüngeren Generation wurde eine Leidenschaft erkennbar, die allen klarmachte: Die Menschen im Iran werden diese Form der Politik nicht mehr lange akzeptieren."
Frisch drauf los improvisiert
Einer, der trotz schwieriger Umstände weiter im Iran lebt, ist der Musiker Hossein Alizadeh. Er ist ein Virtuose auf den beiden orientalischen Lauten Tar und Setar und gilt als einer der einflussreichsten iranischen Künstler. Zusammen mit dem Perkussionisten Madjid Khaladj wird er am Samstag, 3. Dezember 2011 auftreten und auf Basis klassischer persischer Musik seine Improvisationskünste demonstrieren.
Sie spielen seit Jahrzehnten miteinander und improvisieren einfach drauf los, erklärt Festivalleiter und Farid Edrisian.
Zusammentreffen mit Serapions Ensemble
Ein weiterer Virtuose wird am Sonntag auftreten: Mohammad Reza Mortazavi ist ein Meister auf den iranischen Trommeln Daf und Tombak. Seine Musik wurde schon öfter in den Produktionen des Serapions Ensembles eingesetzt, das ja im Wiener Odeon Theater beheimatet ist. Nun kommt es zwischen dem Künstler und der Theatergruppe zum ersten realen Zusammentreffen.
Textfassung: Ruth Halle