Niemand will die Haftung übernehmen
Keine Impfungen für Kinder an Privatschulen
Für viele der 120.000 Schülerinnen und Schüler in österreichischen Privatschulen gibt es in diesem Schuljahr keine Schulimpfungen. Eltern müssen ihre Kinder deshalb privat impfen lassen. Der Grund: Weder die Schulen, noch die Schulärzte, noch die Bundesländer wollen die Haftung übernehmen, wenn Kinder oder Jugendliche nach einer Impfung erkranken.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 3.12.2011
Mariella Kogler
Furcht vor Schadenersatzforderungen
Vor allem in Wien wird an vielen privaten Schulen derzeit nicht geimpft. Birgit Moser-Zoundjiekpon von der Erzdiözese Wien erklärt, warum: "Die katholische Privatschulen werden vom Stadtschulrat ersucht, Impfungen durchzuführen. Die allfällige Verantwortung liegt beim Schulerhalter."
Der Schulerhalter, also in dem Fall die Erzdiözese Wien, will diese Verpflichtung aber nicht riskieren: "Das könnten sehr hohe Summen sein, wenn es tatsächlich Forderungen nach Schmerzensgeld gibt. Im Fall des Falles könnte das so viel kosten, dass er die Schule nicht mehr erhalten könnte."
Steiermark: Fall von Impfschaden
Den Stein ins Rollen gebracht, hat ein Urteil in der Steiermark im November dieses Jahres: Das Land muss demnach einem Burschen 5.000 Euro Schmerzensgeld zahlen, weil dieser nach einer Schulimpfung eine Bluterkrankung bekommen hat.
Ärzte wollen Klärung
Seither wollen vor allem Schulärzte die Situation rechtlich genau geklärt haben. Die Schulärzteferentin der Ärztekammer, Gudrun Weber dazu: "Da muss auch das Land Wien seinen Beitrag dazu leisten, ebenso wie die Schulerhalter. Sich klar deklarieren, ob sie das für ihre Schüler und Schülerinnen wollen. Dann sind sie sicherlich wieder bereit die Impfungen durchzuführen."
Stadt Wien fühlt sich nicht zuständig
Die Stadt Wien möchte aber für etwaige Impfschäden nicht aufkommen, weil sie sich für Privatschulen nicht zuständig fühlt. Sie sieht die Verantwortung auch bei den Ärzten.
Ärzte sehen kein Versäumnis bei sich
Ärztevertreterin Gudrun Weber kann kein Versäumnis der Ärztekammer erkennen: "Wieso sollen wir uns schuldig fühlen? Es gibt ja auch andere Möglichkeiten geimpft zu werden, wie etwa bei den Gesundheitsämtern."
Vorarlberg: Frage schon gelöst
Andere Bundesländer haben das Impfproblem bereits beseitigt. In Vorarlberg zum Beispiel gibt es ein Abkommen mit dem das Land die Haftung übernimmt. Hier können somit alle Schülerinnen und Schüler an den Impfaktionen teilnehmen, sofern sie das überhaupt wollen.