Karzai will Unterstützung nach Truppen-Abzug

Afghanistan-Konferenz ohne Pakistan

Zehn Jahre nach der ersten Afghanistan-Konferenz debattiert am Montag in Bonn die Staatengemeinschaft über die Zukunft des Landes. Es geht um die Zeit nach dem geplanten Abzug der Nato-Kampftruppen Ende 2014. Pakistan hat seine Teilnahme abgesagt, doch die anderen Staaten hoffen dennoch auf ein positives Ergebnis.

Mittagsjournal, 5.12.2011

Johannes Marlovits

Wichtigstes Thema: internationale Sicherheit

Rund 1000 Delegierte aus 85 Ländern und 16 Organisationen sind nach Bonn zu einer der größten internationalen Konferenzen Deutschlands gekommen. Es geht nach Ansicht der Teilnehmer um viel, nämlich um internationale Sicherheit. Denn Afghanistan gilt nach wie vor als Operationsbasis für den internationalen Terrorismus.

Westerwelle: "Nachbarstaaten mit einbeziehen"

Einige Politiker sind überzeugt, dass sich die Situation in den letzten zehn Jahren verbessert hat. Diese Meinung vertritt etwa der deutsche Außenminister Guido Westerwelle, der es begrüßt, dass viele Nachbarstaaten Afghanistans in Bonn anwesend sind.

Wenn Afghanistan instabil bliebe oder in die Zeiten des Terrorismus zurückfallen würde, dann wäre das eine erhebliche Sicherheitsgefährdung für die unmittelbaren Nachbarländer, so Westerwelle. "Und daher ist es vernünftig, dass diese Region auch mit eingebunden wird."

Pakistans Fehlen "bedauerlich"

Allerdings hat Pakistan, eines der wichtigsten Nachbarländer im Kampf gegen den Terrorismus, seine Teilnahme abgesagt. Der Grund ist der Nato-Angriff auf einen pakistanischen Militärposten, dem 24 Soldaten pakistanischen Soldaten zum Opfer gefallen sind.

Es sei "bedauerlich", dass Pakistan nicht dabei ist, sagt Westerwelle. "Aber die Nicht-Teilnahme eines Landes entscheidet nicht über den Erfolg der Konferenz", so der deutsche Außenminister.

Karzai will finanzielle Unterstützung

Anwesend sind dafür US-Außenministerin Hillary Clinton und UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon, genauso wie der afghanische Präsident Hamid Karzai, der den Vorsitz führt. Er verlangt weitere finanzielle Hilfe für sein Land, wenn die Nato-Truppen Ende 2014 abgezogen sind.

Karzai spricht von einer Größenordnung von fünf Milliarden Dollar pro Jahr bis mindestens 2024. Dass es weitere Unterstützung geben wird, ist für Westerwelle klar. Konkrete Zahlen will er aber nicht nennen.

Deutschland verspricht Hilfe nach 2014

"Es wird darum gehen, dass wir die politischen Strukturen unterstützten und beim Aussöhnungsprozess weiter dabei sind. Es wird auch um Infrastruktur gehen, denn ohne wirtschaftliche Entwicklung wird es keine sichere Zukunft in Afghanistan geben", so Westerwelle. Auch bei der Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte werde man sich weiter beteiligen.

Afgahnistan: Terrorismus und Korruption

Ob das reichen wird, um Afghanistan in eine stabile Zukunft zu führen, ist umstritten. Selbst der afghanische Präsident ist davon nicht ganz überzeugt. Aus seiner Sicht könnten die Soldaten bleiben, sagt Karzai, der in der internationalen Gemeinschaft selbst nicht das vollste Vertrauen genießt.

In Afghanistan ist noch lange keine Sicherheit eingekehrt, die Korruption blüht. Terroristen können sich beinahe ungehindert formieren und die Aussöhnung mit den radikal-islamischen Taliban ist ebenfalls noch nicht in Sicht. Afghanistan wird die internationale Gemeinschaft wohl auch in Zukunft noch intensiv beschäftigen.