Schwere Verstimmung USA-Pakistan
US-Stabschef: "Pakistan exportiert Gewalt"
Pakistan exportiere Gewalt nach Afghanistan, so Admiral Mike Mullen gestern bei seiner letzten Kongressanhörung vor seinem Abgang in den Ruhestand. Der Erfolg der US-Strategie in Afghanistan sei ernsthaft gefährdet, sagte der scheidende US-Generalstabschef. Von innen drohe Korruption, von außen Terror.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 23.9.2011
Tim Cupal aus Washington
US-Strategie bedroht
Gute und schlechte Nachrichten über die Lage in Afghanistan hat der oberste US-Soldat, Admiral Mike Mullen, gestern einem Senatsausschuss überbracht. Die Sicherheitslage in Afghanistan habe sich zwar verbessert, so der scheidende US-Generalstabschef, der Erfolg der US-Strategie werde aber ernsthaft bedroht.
Terror mit Geheimdienst-Hilfe?
Konkret spricht Mullen die Al-Kaida-nahe Extremistengruppe Hakkani an, die von pakistanischem Gebiet aus immer wieder Anschläge auf afghanischem Gebiet durchführt.
"Das Hakkani-Netzwerk ist wie ein verlängerter Arm des pakistanischen Geheimdienstes ISI. Mit ISI-Unterstützung haben sie den Anschlag auf die US-Botschaft in Kabul durchgeführt. Laut unseren Informationen sind sie auch für den Anschlag auf das Intercontinental Ende Juni und weitere Anschläge verantwortlich", sagte Mullen.
Pakistan dementiert
Pakistan hat noch am Abend jegliche Beteiligung seines Geheimdienstes an Anschlägen in Afghanistan dementiert. Wie sehr sich das Verhältnis der beiden Länder in den vergangenen Monaten verschlechtert hat, zeigt auch die überraschend deutliche Aussage von US-Verteidigungsminister Leon Panetta vor dem Ausschuss.
"Wir können diesen Terroristen einfach nicht erlauben, in Afghanistan unsere Truppen zu attackieren und sich dann in den sicheren Hafen Pakistan zurückzuziehen", so Panetta.
"Zusammenbruch droht"
Im Juli soll der US-Truppenrückzug aus Afghanistan starten, das hat Präsident Barack Obama öffentlichkeitswirksam versprochen. Mullen hält diesen Termin zwar für realisierbar, warnt aber davor, schon in der ersten Phase zu viele Soldaten auf einmal abzuziehen.
"Wenn wir den Rückzug zu schnell durchführen, während nichts gegen die Korruption unternommen wird, riskieren wir, eine Regierung zurückzulassen, an die die Afghanen nicht glauben können. Im besten Fall würde das zu regionalen Konflikten führen, im schlimmsten Fall zu einem Zusammenbruch der Regierung und zu Bürgerkrieg", warnte Mullen.
Übergabe verläuft "planmäßig"
Aber Mullen zeigt sich auch optimistisch, etwa was die Übergabe der Kontrolle an die afghanische Armee betrifft. Ausbildung und Training der afghanischen Truppen würden planmäßig verlaufen.
"Die Sicherheitslage verbessert sich laufend. Wir erreichen unsere militärischen Ziele. Afghanische Truppen haben gemeinsam mit Truppen der internationalen Schutztruppe ISAF die Offensive der Taliban in einigen Schlüsselgebieten stoppen können." Während die Taliban in Afghanistan laut US-Angaben geschwächt sind, ist Pakistan in dem Konflikt immer mehr zur unberechenbaren Größe geworden.