Kandidatensuche im Endspurt

Republikaner: Tag der Entscheidung naht

Knapp ein Jahr vor den US-Präsidentschaftswahlen sind die Republikaner nach wie vor auf der Suche nach dem idealen Herausforderer für Präsident Obama. Am Abend haben sich die republikanischen Präsidentschaftsbewerber in Sioux City in Iowa der letzten TV-Debatte gestellt, bevor am 3. Jänner in dem US-Bundesstaat die Vorwahlen beginnen.

Mittagsjournal, 16.12.2011

Selbstbewusster Gingrich

Der Platz im Zentrum der Bühne gehört diesmal Newt Gingrich. Der ehemalige Kongresssprecher unter der Präsidentschaft von Bill Clinton führt in fast allen Umfragen und strotzt vor Selbstvertrauen: "Ich bin überzeugt, dass ich mich bei Diskussionen gegen Barack Obama durchsetzen kann. Nach sieben Drei-Stunden-Diskussionen wird er nicht mehr in der Lage sein, seine katastrophale Regierungsbilanz und seine radikale Ideologie zu verteidigen."

Angriffe wegen Millionenhonorar

Newt Gingrich kommt allerdings selbst in Bedrängnis. Wie immer muss der in den Umfragen Führende die meiste Kritik seiner Mitbewerber einstecken - vor allem wegen seiner Rolle als Konsulent für die staatlichen Immobilien-Finanzierer Freddie Mac und Fannie Mae gegen ein Millionenhonorar. Sie sei schockiert, sagt etwa die Sprecherin der Teaparty im Kongress, Michelle Bachmann: "Die waren das Zentrum der geplatzten Immobilienblase, ich habe versucht diese zwei Organisationen zu beseitigen während er seine Hand aufgehalten und 16 Millionen Dollar genommen hat, um republikanische Angeordnete zu beeinflussen, damit der Betrug weitergehen kann." Das ist nicht wahr sagt Gingrich darauf, entspricht nicht den Tatsachen. Zum ersten Mal bleibt der Applaus für Gingrich aus.

Rivale Romney

Einer hält sich auffallend mit der Kritik zurück: Mitt Romney, je nach Umfragen derzeit die Nummer zwei beziehungsweise drei im republikanischen Kandidatenfeld und der einzige, dem in Umfragen auch realistische Chancen im direkten Duell mit Barack Obama eingeräumt werden. Er nützt jede Wortmeldung, um den Präsidenten zu attackieren: "Unser Präsident glaubt, Amerika befinde sich im Niedergang", so Romney. "Und das ist auch so, wenn er Präsident ist - nicht aber wenn ich Präsident bin."

Kriegsgegner Paul

Überraschend im Umfrage-Hoch liegt der 76jährige ehemalige Gynäkologe Ron Paul, der sich bereits zum dritten Mal um die Präsidentschaft bewirbt. Er ist der wohl radikalste Verfechter des Prinzips "weniger Staat und weniger Steuern". Außenpolitisch will er etwa die US-Mitgliedschaft bei UNO und NATO kündigen. Seine isolationistische Haltung macht ihn zum einzigen deklarierten Kriegsgegner in der Kandidatenrunde. Berichte über iranische Atombomben-Ambitionen bezeichnet Ron Paul als Kriegspropaganda: "Warum müssen wir so viele Länder bombardieren, warum haben wir 900 Stützpunkte in 130 Ländern, wenn wir vollkommen bankrott sind. Wie sollen wir das Militär stärken, wenn wir kein Geld haben, wie sollen wir uns um die Menschen kümmern." Seine Pläne, das Militärbudget zu halbieren, dürften bei der konservativen Basis in Iowa allerdings trotzdem nicht so gut ankommen.

Außenseiter Perry

Viel Applaus gibt es hingegen für Rick Perry, den Gouverneur von Texas, der die Zahl der Kongressmitarbeiter halbieren will: "Ein Teilzeitkongress, halbiert ihr Gehalt und ihre Mitarbeiter, schickt sie nach Hause, damit sie sich einen Job suchen müssen wie jeder andere auch." Auch wenn sich Perry an diesem Abend gut schlägt - ihm werden nach einigen Patzern in vergangenen Diskussionsrunden nur noch Außenseiterchancen eingeräumt.

Die Reihe der republikanischen Präsidentschaftsbewerber dürfte sich mit den Vorwahlen in Iowa am 3. Jänner insgesamt deutlich lichten. Aus jetziger Sicht ist ein Zweikampf von Mitt Romney und Newt Gingrich um die republikanische Präsidentschaftskandidatur wahrscheinlich – das wird zwar mit Sicherheit weniger unterhaltsam sein als bisher, aber politisch gefährlicher für Amtsinhaber Barack Obama.