Vorwahlen beginnen in einem Monat

Republikanische Kandidaten ohne Charisma

Heute in einem Monat beginnt mit den Vorwahlen im Bundesstaat Iowa der US-Präsidentschaftswahlkampf. Die Demokraten schicken Präsident Barack Obama ins Rennen. Bei den Republikanern kämpfen mehrere Kandidaten um die Gunst der konservativen Wähler. Offenbar hat aber keiner von ihnen genügend Charisma, um die Wähler für sich einzunehmen oder sie sind über außereheliche Affäre gestolpert.

Morgenjournal, 3.12.2011

Politischer Stillstand

Mangels anderer politischer Entwicklungen beherrscht die Kandidatensuche bei den Republikanern die politische Medienlandschaft zuletzt über Gebühr. Die unversöhnlichen Positionen zwischen Republikanern und Demokraten im Kongress haben die Gesetzgebung in den USA in den vergangenen Monaten ja de facto zum Stillstand gebracht. Politische Bewegung ist absolute Mangelware in Washington geworden. So bekommen die republikanischen Persönlichkeiten mediale Bühnen, von denen frühere Kandidatenfelder nur träumen konnten.

Urgestein Newt Gingrich wieder aufgetaucht

Echter Favorit hat sich noch keiner herausgebildet. Die Umfragen spülen in etwa alle zwei Wochen einen anderen an die Spitze. Derzeit ist es gerade Newt Gingrich, der die Gunst der Umfragen besitzt. Der frühere Speaker of the House und erbitterte Clinton-Gegner musste seine Kandidatur im Herbst fast schon begraben, in Scharen sprangen damals Mitarbeiter und Wahlkampfstrategen ab. Gingrich hatte es vorgezogen, mit seiner Frau an der französischen Riviera zu urlauben statt wahlzukämpfen.

Gingrich kritisiert vor allem Medien

Er hat sich von diesem Lapsus aber gut erholt. Gingrichs Programm dreht sich vor allem um eines - Medienschelte. Medien sind böse, wollen nur das Schlechte und sind überhaupt parteiisch, poltert Gingrich und trifft dabei auf den Nerv so manches potentiellen Wählers: "Die Medien versuchen nur die Republikaner gegeneinander auszuspielen und Barack Obama zu schützen. Ich hoffe, dass das alle Republikaner ablehnen. Wir alle wollen Barack Obama schlagen."

Hermann Cain: Stolpert über Affäre?

Vor Gingrich war es Herman Cain, ein 61-jähriger Ex-Pizzafabrikant, der sich überraschend lange an der Spitze der Umfragen halten konnte. Nachdem sich vier Frauen gemeldet hatten, die behaupten, von Cain sexuell belästigt worden zu sein, blieb Cains Kampagne immer noch auf Kurs.

Erst in dieser Woche, als Cain zugeben musste, dass er über mehr als ein Jahrzehnt hinweg eine außereheliche Beziehung geführt hat, beginnen die Umfragewerte zu bröckeln. Ehebruch kommt offenbar nicht so gut an bei der potentiellen Wählerschaft. Bis Montag will Cain entscheiden, ob er weitermacht: "Meine Frau hat nichts davon gewusst und es war eine große Überraschung, als sie davon über die Öffentlichkeit erfahren hat."

Romney: Parteibasis ohne Enthusiasmus

Ein Beliebtheitsproblem hat auch Mitt Romney, der frühere Gouverneur von Massachusetts und einer der gemäßigten Kandidaten. Keine Skandale belasten ihn, sein Auftreten ist immer gewählt und adrett. Doch so richtig ins Herz geschlossen hat ihn die republikanische Parteibasis nicht.

Rick Perry: Wissenslücken

Eine Sorge, dass der frühere Gouverneur von Texas Rick Perry zwar nicht, dafür plagen ihn Erinnerungslücken. Als er im Zuge einer landesweit übertragenen Debatte gefragt wurde, welche drei Ministerien er denn abschaffen wurde, passierte ein Perry ein totales Blackout, seitdem sinkt sein Stern.

Einzige Frau Michelle Bachmann

Michelle Bachmann ist die einzige Frau im Kandidatenfeld, auch sie führte schon mal die Umfragen an. Seit sie allerdings mit skurril bis unbedarften Aussagen ihre Glaubwürdigkeit beschädigte scheint auch sie auf verlorenem Posten zu sein.

Nicht immer bester Kandidat aufgestellt

Mitt Romney werden in allen Umfragen die besten Chancen eingeräumt, 1:1 gegen Barack Obama zu bestehen. Ob der republikanische Vorwahlprozess allerdings dazu führt, dass der chancenreichste Kandidat auch wirklich ins Rennen geschickt wird, das darf aus heutiger Sicht bezweifelt werden.