Herman Cain liegt in Umfragen voran

Außenseiter mischt Republikaner auf

In den USA mischt ein Außenseiter das Feld der republikanischen Präsidentschaftskandidaten auf. Herman Cain, Ex-Chef einer Pizzakette, liegt bei jüngsten Umfragen völlig überraschend in Führung. Vor einigen Monaten war der afroamerikanische Unternehmer noch völlig unbekannt.

Morgenjournal, 15. 10. 2011

Karin Koller und Christian Körber

Steuerkonzept gilt als "Nonsens"

Er hat weder politische Erfahrung noch viel Geld für den Wahlkampf. Trotzdem liegt Herman Cain in der jüngsten Umfrage mit 27 Prozent an der Spitze der republikanischen Präsidentschaftskandidaten. Seine Botschaft sei wichtiger, als ein großes Wahlkampfbudget, sagt Cain. Und die Botschaft ist einfach: Der ehemalige Chef einer Pizzakette will vor allem mit seinem Steuerkonzept "9 - 9 - 9" punkten. Also: Neun Prozent Einkommenssteuer, neun Prozent Unternehmenssteuer und neun Prozent bundesweite Umsatzsteuer - letzteres wäre ein Novum für die USA.

Wie ein Mantra betet Cain seine Steuerformel herunter. Sechs Millionen neue Jobs will er damit schaffen. Experten und Konkurrenten halten den Plan aber für Nonsens. Einige behaupten gar, die Formel stammt aus dem Computerspiel SimCity. Doch bei den republikanischen Stammwählern kommt offenbar alles gut an, was nach Steuersenkung klingt. Und Cain gilt mit seinen Forderungen nach weniger Staat als Liebling der ultrakonservativen Tea Party.

Umfragen gleichen Hochschaubahn

Cains Aufstieg hat bei einer Probeabstimmung in Florida begonnen. Dort hat er seine Mitbewerber überraschend überflügelt. Allerdings gleichen die Umfragen für die republikanischen Präsidentschaftskandidaten einer Fahrt mit der Hochschaubahn: Die Tea-Party-Kandidatin Michele Bachmann lag einmal ganz vorne. Dann der texanische Gouverneur Rick Perry. Sogar der Milliardär Donald Trump war schon in Führung - und das, obwohl er gar nicht kandidiert. Mitt Romney, für viele der Kandidat mit den besten Chancen, liegt jetzt bei 23 Prozent - und hinter Cain auf Platz zwei.

Keinerlei politische Erfahrung

Als großes Plus gelten Cains rhetorische Fähigkeiten. Lange Zeit hat er eine Radiotalksendung moderiert. Er kann seine Argumente schnell auf den Punkt bringen. Dass viele Medien ihn eher als Scherzkandidaten abstempeln, stört ihn nicht. Die Stimme der Menschen sei wichtiger als die der Medien. Doch Cain hat keinerlei politische Erfahrung. Er hat nie ein politisches Amt bekleidet. Die meisten Experten halten Cain deshalb für eine politische Eintagsfliege: Er werde den langen Vorwahlkampf nicht durchstehen. Doch vorerst liegt Cain dort, wo ihn niemand vermutet hätte: An der Spitze der Herausforderer von Präsident Barack Obama.