Gesundheitsminister deutet auf die Ärzte

Brustimplantate: Wer ist verantwortlich?

Jetzt steht fest, dass auch österreichische Frauen die gesundheitsgefährdenden Brustimplantate der französischen Firma PIP tragen. Stellt sich die Frage, wie diese Produkte überhaupt auf den österreichischen Markt gekommen sind. Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) sieht die Verantwortung bei den Ärzten.

Mittagsjournal, 21.12.2011

Mariella Kogler

Keine öffentliche Zulassung

Arzneimittel werden in Österreich von öffentlichen Stellen geprüft, ganz anders Medizinprodukte: Die werden von privaten Firmen zugelassen - so auch Brustimplantate. Im Fall der französischen Brustimplantate nimmt Marcus Müllner von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) die Herstellerfirma in die Pflicht: "Wenn jemand ein Ding drehen will, wenn man das so salopp sagen kann, und das halbwegs klug macht, dann schafft man das immer."

Strenge Auflagen gefordert

Patientenanwalt Gerald Bachinger kritisiert, dass nicht alle Ärzte bei Brustimplantaten auf Qualität setzen: "Da wird sehr stark auf die Kosten-Nutzen-Rechnung wertgelegt. " Oft werde dann auf das billigere Produkt zurückgegriffen, auch wenn es langfristig eine geringere Qualität habe. Darüber, dass Billigprodukte implantiert werden, informiere man die Patientinnen aber meist nicht, so Bachinger. Die Patientenanwaltschaft fordert deshalb strengere Auflagen bei der Zulassung von Medizinprodukten.

Stöger: Ärzte haften

Außerdem soll es neue Gesetze geben, die die Schönheitschirurgie besser regeln. Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) arbeitet derzeit an einem solchen Gesetzesentwurf. 2012 soll das neue Gesetz dann in Kraft treten. Stöger sieht bei der Einhaltung der Qualitätskriterien aber auch die Ärzte selbst in der Verantwortung: "Dass es auch eine Überprüfung gibt, ist notwendig. Am Ende muss jeder behandelnde Arzt die Qualität seiner Leistung überprüfen und wird auch dafür haften."

Kein Aufruf Stögers

Eine generelle Empfehlung zur Entfernung der Implantate, wie das Frankreich gemacht hat, möchte Stöger derzeit nicht geben. Diese medizinische Frage müsse bei jeder Patientin durch Experten konkret beurteilt werden: "Das ist nicht meine Aufgabe. Das werden die Ärzte zu entscheiden haben." Erst in einigen Tagen wird das Gesundheitsministerium wissen, wie viele österreichische Frauen betroffen sind.

Service

Wenn Sie fürchten, eines der gesundheitsschädlichen Implantate zu tragen, empfiehlt das Gesundheitsministerium als erstes ihren Arzt aufzusuchen. Auskünfte gibt es auch bei der AGES.

AGES
Telefon 05 05550