Hohe Anforderungen
Anlaufschwierigkeiten für Tagesmütter-Gütesiegel
Seit einem halben Jahr gibt es ein Gütesiegel, mit dem die Ausbildung für Tagesmütter einheitlich geregelt werden soll. Ausbildungsinstitute für Tagesmütter können dieses Gütesiegel beantragen, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen. Der Start verlief zögerlich, wohl auch, weil die Anforderungen für das Gütesiegel recht hoch sind.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 02.01.2012
3.300 Tagesmütter österreichweit
3.300 Tagesmütter sind derzeit in Österreich aktiv, betreuen also bis zu fünf Kinder mehrere Stunden pro Tag bei sich zuhause. Wie diese Tagesmütter ausgebildet werden - Tagesväter gibt es nur wenige - ist von Bundesland zu Bundesland höchst unterschiedlich geregelt. Um einheitliche Qualitäts-Standards zu erreichen, hat das Familienministerium einen Lehrplan samt Gütesiegel entwickelt, um das Ausbildungsorganisationen seit einem halben Jahr ansuchen können.
Zögerlicher Beginn
Die Bilanz von Familienminister Reinhold Mitterlehner fällt gemischt aus: "Beim Gütesiegel für Tagesmütter und Tagesväter haben wir einen zögerlichen Beginn und am Anfang nur zwei Zertifizierungen gehabt. Jetzt sind es insgesamt neun. Wenn man das in Relation setzt zu 50 Einrichtungen österreichweit, dann bekommt dieses Thema langsam einen Stellenwert."
300 Unterrichtsstunden Voraussetzung
Voraussetzung für das Gütesiegel ist, dass Tagesmütter nach einem Lehrplan geschult werden, der 300 Unterrichtsstunden aus Theorie und Praxis umfasst. Eine ziemliche Herausforderung für die meisten Kursanbieter und mit ein Grund, warum es zum Beispiel in Wien noch keinen Kurs mit Gütesiegel gibt, sagt Petra Schöggl von der Volkshilfe: "Die Kinderbetreuung ist ja Landessache und in Wien werden nur 60 Unterrichtseinheiten Bildung vorgeschrieben." Das heißt, um auf die für das Gütesiegel geforderten 300 Unterrichtsstunden aufzurüsten, brauche es noch Zeit und Geld. Dennoch glaubt sie, dass das Gütesiegel einen Qualitätsschub bei den Tagesmüttern bringen werde.
Gütesiegel als Aufwertung des Berufsbilds
Der Meinung ist auch Martina Genser-Medlitsch vom Hilfswerk, das Tagesmütter-Kurse anbietet und in zwei Bundesländern bereits um das Gütesiegel angesucht hat: "Das trägt einfach dazu bei, dass das Berufsbild Tagesmutter auch aufgewertet wird, dass es mehr ist, als Kinder zu beaufsichtigen, sondern, dass auch pädagogische Ziele verfolgt werden und die Kinder in ihrer Entwicklung begleitet und gefördert werden sollen."
Gütesiegel mit höherer Förderung verbunden
Verbunden mit dem Gütesiegel ist auch eine höhere Förderung vom Bund. Nicht zuletzt deswegen glaubt Familienminister Reinhold Mitterlehner, dass bald mehr Kursanbieter um Gütesiegel ansuchen werden, auch steige der öffentliche Druck auf die Ausbildner, weil die Eltern die Qualität einfordern. Kritik, wie sie vor allem von den Grünen immer wieder geäußert wurde, dass das Gütesiegel ja freiwillig ist und damit wieder keine bundesweit einheitlichen Mindeststandars geschaffen werden, entgegnet Familienminister Reinhold Mitterlehner: Er schlage vor, dass man die weitere Dynamik bewerte. Wenn sie sich durchsetze, dann ist das Problem so gut wie erledigt, wenn nicht, dann werde man einen zweiten Schritt überlegen, eventuell gesetzliche Standards einzuführen. Er sei prinzipiell dagegen, alles als Verpflichtung zu sehen, so Reinhold Mitterlehner.