Zusammenfassung einer Diskussion in Wien

Der Kunst ihre Fälschung

Gefälschte Kunst ist ein heikles Thema in der Welt der Kultur, umso mehr seit dem großen Kunstfälscherprozess im Herbst in Köln. Dieser Prozess hat eine Ahnung gegeben, wie viel in der Kunst nicht echt ist. Das gilt auch für Österreich.

Kultur aktuell, 12.01.2012

In den Ringstraßen-Galerien in Wien hat gestern eine Diskussion zum Thema Kunstfälschungen stattgefunden. Sabine Oppolzer war dabei und hat festgestellt, wie groß die Wissens- und Gesetzeslücken bei dem Thema sind. Und dass es sich über das Thema ordentlich streiten lässt.

Die Schönheit der Fälschung

Otto Hans Ressler etwa, gerichtlich beeideter Kunstsachverständiger und ehemaliger Leiter des Auktionshauses "Im Kinsky" meint dazu: "Ich habe einige Male erlebt, dass sich Künstler in Bezug auf ihr eigenes Werk katastrophal geirrt haben", wie könne man da von außenstehenden Experten erwarten, sich niemals zu irren. Und, er tröstet: Bilder sind schön, auch wenn sie gefälscht sind.

Lose-lose-Situation

Das Problem bei Fälschungen ist, dass eigentlich niemand ein Interesse daran haben kann, dass die Fälschung publik wird - weder der Käufer, der sich als enttäuschter Liebhaber entpuppen könnte, die Verkäufer und Gutachter wären ohnehin blamiert, meint Edelbert Köb, ehemaliger MUMOK-Chef und auch allfällige Hinterbliebene von Künstlern haben ein ökonomisches Interesse, im Zweifelsfall die Echtheit eines Werks zu bestätigen.

Weil die Wahrheit für alle oft peinlich ist, bleiben Expertisen zumeist ohne Konsequenzen. Edelbert Köb hat das selbst schon mehrere Male erfahren, wie er sagt.

Was ist echt?

Wir stehen also wohl öfter als wir denken vor Fälschungen - in kunstbeflissener Ehrfurcht.

Das Problem: Das Publikum kennt sich oft genug nicht ausreichend aus und die Gerichtsverfahren werden in der Regel eingestellt.

Auch beim Signieren und den Auflagenhöhen von Fotoarbeiten "herrscht eine Schlamperei, die oft schon an Betrug grenzt", so Köb.

Der deutsche Kunstfälscherskandal hat jedenfalls auch in Österreich ein offeneres Diskussionsklima in dieser Frage an den Tag gebracht.

Textfassung: Joseph Schimmer