Recherchen auf teurem Pflaster
Kunst und Kunstfälschung
Im Herbst hat ein Kunstfälscherprozess in Köln mit langjährigen Haftstrafen geendet. Kunstliebhaber fallen immer wieder auf Fälscher herein, denn es ist nicht alles Kunst, was Auktionen anbieten. Wer weniger an Kunst interessiert ist als an sogenannten bunten Aktien, also an der Geldanlage, kann arg getäuscht werden.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 18.01.2012
Rechtsanwalt Ernst Ploil im Gespräch mit
Unterschiedliche Gewährleistungen
Kunstgegenstände gelten in Deutschland als gebrauchte Gegenstände und für gebrauchte Gegenstände gibt es keine Gewährleistung. In Österreich ist das anders: Wenn ein Käufer ein gefälschtes Gemälde in einer Auktion ersteigert, bekommt er den Kaufpreis rückerstattet. Daher haben die Auktionshäuser hierzulande großes Interesse daran, Fälschungen frühzeitig zu erkennen und arbeiten eng zusammen, damit Fälscher ihre Waren nicht mehrfach anbieten können.
Wer bekommt den Scharzen Peter?
Die Gesetzeslage sieht aber nicht vor, dass gefälschte Kunstwerke vernichtet werden. Im Gegenteil: nach der Enthaftung bekommen Kunstfälscher ihre Werke wieder ausgehändigt.
Meist werden die Verfahren aber ohnehin eingestellt, da sich Verkäufer von Fälschungen gekonnt auf ihre Unwissenheit herausreden. Daher tauchen Fakes der meistgefälschten heimischen Künstler, Max Weiler und Alfons Walde, immer wieder im Kunsthandel auf. Aus einem historischen Kunstfälscherskandal geistern immer noch Kopien von Egger-Lienz und Egon Schiele herum. Kunsthändler Alois M. Wienerroither vergleicht diese Werke mit dem Schwarzen Peter im gleichnamigen Kartenspiel.
Kultur aktuell, 18.01.2012
Mäßige Gutachterqualität
Auch wenn Kunsthändler gewöhnlich Sicherheit versprühen und vorgeben, die läppischen Fälschungen sofort zu enttarnen - für den Laien ist das nicht immer leicht, auch wenn er sich auf einen Gutachter beruft. Denn als Gutachter kann in Österreich jeder auftreten, der sich rühmt, etwas von der Sache zu verstehen. Edelbert Köb, der ehemalige Direktor des MUMOK und selbst Gutachter spricht von schlechter Qualität der österreichischen Gutachten im Vergleich zu anderen deutschsprachigen Expertisen.
Gut beraten ist, wer die Herkunft seines Schnäppchens gewissenhaft prüfen lässt. Am besten von einem gerichtlich beeideten Sachverständigen, dessen Urteil auch vor Gericht mehr Gewicht hat. Denn ein zum Halbpreis angebotenes Kunstwerk macht einen nicht notgedrungen zum Glückspilz.