Hofburg ist letztmaliger Austragungsort

Diskussion über Ball des Korporationsrings

Am Freitag findet in der Wiener Hofburg der Ball des rechten Wiener Korporationsringes statt. Heuer ist die Kritik besonders laut, da der Veranstaltungstermin auf den Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz fällt.

Mittagsjournal, 23.01.2012

Stefan: Keine rechtsextremistischen Umtriebe

Der Ball des Wiener Korporationsringes sei eine Veranstaltung, zu der jährlich rund 2.500 Gäste kommen, die meisten davon aus dem Ausland. Es gäbe dort keine rechtsextremistischen Umtriebe und keine einschlägigen Verbindungen. Das habe auch das Innenministerium in einer Anfragebeantwortung bestätigt, so der Freiheitliche Verfassungssprecher Harald Stefan. "Und das Innenministerium hat nicht nur gesagt, dass auf dem Ball keinerlei derartigen Umtriebe sind, sondern es hat dezidiert auf die Frage, ob aktive oder ehemalige Mitglieder aktiv in der Neonazi-Szene sind oder waren, Nein gesagt."

"Gleiches Maß bei allen Veranstaltungen"

Auf Vorwüfe, dass auf dem Ball in der Vergangenheit auch Personen aus der rechtsextremen Szene anwesend gewesen seien, erwidert Landtagsabgeordneter Udo Guggenbichler, Vorsitzender des Ballkomitees: "Da werden fünf/sechs Namen genannt - in den letzten fünf Jahren hatten wir aber über 10.000 Gäste. Ich hoffe, wenn bei uns dieses Maß angelegt wird, dass ein ähnliches Maß auch bei jeder anderen Veranstaltung in Wien in den letzten fünf Jahren angelegt wird."

"Randale geht von linken Chaoten aus"

Die wahren Unruhestifter und Extremisten, die ortet die FPÖ bei jenen, die auch heuer wieder gegen den Ball protestieren werden. Johann Gudenus, Wiener FPÖ-Klubchef fährt schwere verbale Geschütze auf: "Hass, Gewalt und Randale, das geht von diesen linken Chaoten aus und wird von den Politikern, die hier auch vorgehen, auch noch geschürt und angeheizt."

"Datum ist Zufall"

Dass der Ball ausgerechnet am Jahrestag der Auschwitz-Befreiung stattfindet, sei Zufall, sagt Nationaltratsabgeordneter Walter Rosenkranz: "Dieser Ball findet seit 43 Jahren in der Hofburg immer am letzten Freitag im Jänner statt. Das ist ein Zufall, dass es diesmal zusammenfällt."

Holocaust-Überlebende ist entsetzt

Die Kritik an dem Ball reißt unterdessen nicht ab. Eine Holocaust-Überlebende hat die Veranstaltung in einem offenen Brief scharf kritisiert. Sie sei empört und entsetzt, dass der Ball in der Hofburg stattfinden dürfe, also in Räumen der Republik Österreich, heißt es. Allerdings zum letzten Mal, denn die Betreiber haben angekündigt, dass der Ball kommendes Jahr wo anders stattfinden müsse. Eine Entscheidung, die FPÖ-Mandatar Stefan nicht so einfach hinnehmen will, denn es gebe kaum einen vergleichbaren Veranstaltungsort. "Hier kann man wirklich nur eine politische Begründung heraushören, eine andere gibt es nicht und die greift eben, weil die Republik Österreich hier Eigentümer ist und wir hier eine Monopolstellung haben, sehr tief in die Grundrechte ein." Stefan schließt nicht aus, dass man rechtlich dagegen vorgehen werde.

Grüne kritisieren Ausschluss der Medien

Die Grünen kritisieren heute den Ausschluss der Medien. Der WKR-Ball sei der einzige Ball, bei dem die Öffentlichkeit nicht dabei sein darf. Für den grünen Sozialsprecher Karl Öllinger ist die eigentliche Absicht des Balles hier unschwer erkennbar: "Weil hier die Rechtsextremisten aus allen Ländern aufmaschieren und gern ungestört ihren Geschäften nachgehen."

Bestimmte Medien sollen zugelassen werden

Heuer werde man Medien zulassen, kündigt WKR-Ballkomitee-Vorsitzender Guggenbichler an, aber vorher genau prüfen: "Natürlich werden wir bei uns in den Gremien entscheiden und uns anschauen, wie die Berichterstattung der Medien in den letzten Jahren auch war, weil hier ist schon einiges passiert von einigen Medien, dass hier ordentliche Menschen nicht objektiv beurteilt wurden und werden das natürlich von der objektiven Berichterstattung der letzten Jahre abhängig machen."