Der Sog von "Drive"

Ein Raubtier schleicht sich an!

Ein Stuntman in Hollywood steht im Mittelpunkt des Films "Drive", doch wirklich gefährlich wird es für den Mann im richtigen Leben, als ihm die Mafia auf den Fersen ist. Der aus Dänemark stammende und in Los Angeles lebende Regisseur Nicolas Winding Refn hat für diesen Film letztes Jahr den Regiepreis in Cannes erhalten.

Kultur aktuell, 24.01.2012

Ein angespanntes Pulsieren begleitet einen namenlosen Fahrer (Ryan Gosling) auf seinen nächtlichen Touren durch die Straßen von Los Angeles. Hin und wieder macht er - eigentlich ein Stuntman - einen sogenannten Job, fährt Kriminelle zu ihren Tatorten. Es ist ein einsames Leben, bis er eines Tages eine Nachbarin in seinem Wohnblock kennen lernt.

Eine Liebesgeschichte mit Komplikationen, einen Thriller und eine Mafia-Fehde, das alles verdichtet Regisseur Nicholas Winding Refn zu einem mehrfach ambivalenten Stück Kino, rasend und ständig auf der Bremse zugleich, zart und hart. Sein Film, so Nicholas Winding Refn, wäre stark vom Film Noir beeinflusst, auch vom Wesen der Samurai und einsamer Cowboys.

Exquisite Stilübung

Ein Spiel wohlkalkulierter Gegensätze, eine ungezwungene Kombination von Genre-Elementen Hollywoods, die erzählerische Sorgfalt eines europäischen Autorendramas, all das prägt auch die formale Eleganz des Films, als exquisite Stilübung, was Kino kann, wozu es handwerklich, intellektuell und emotional fähig ist, wenn man die Trampelpfade des Mainstreams verlässt. Still ist es oft auf der Tonebene, um dann umso lauter im Bild zu poltern. "Die Stille ist manchmal der wirksamste Lärm, den man zur Verfügung hat", meint Winding Refn.

Hypnotischer Sog

Aus einer Love-Story wird nach einem missglückten Raub ein Rachedrama, wobei der namenlose Fahrer seine ganze Charakterbandbreite ausspielt: still, schüchtern und hilfsbereit, aber auch unberechenbar, gewalttätig und gnadenlos, bereit seinen Gegnern eine Kugel mit dem Hammer in den Kopf zu treiben. "Drive" ist ein Film, der sich wie ein Raubtier langsam, aber unbeirrbar anschleicht, um seine Beute, den Kinozuseher, in einem hypnotischen Sog zu überwältigen.

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