Eine Buchhandlung für Frauen
ChickLit in Wien
Vor fünf Jahren hat das "Frauenzimmer", Wiens einzige feministische Buchhandlung, zugesperrt. Im Vorjahr erschien die letzte Ausgabe der feministischen Frauenzeitschrift "Auf". Beide gab es über 30 Jahre lang. Verschwindet der Feminismus allmählich aus Wien? Jenny Unger und Paula Bolyos setzen ein Zeichen dagegen.
8. April 2017, 21:58
Die beiden eröffnen in der Kleeblattgasse im ersten Wiener Bezirk die Buchhandlung "ChickLit", in der sie feministische Unterhaltung anbieten. Und das aus gutem Grund, wie sie meinen: "Weil die feministischen Abteilungen in vielen Buchhandlungen total klein sind. Da gibt's kaum was und man muss sich alles selber zusammensuchen." Und diese Arbeit will die Buchhändlerin Paula Bolyos ihren Kundinnen und Kunden abnehmen.
Andauernder Kampf
Sie und Jenny Unger, zwei Frauen Anfang dreißig, wollen Bücher verkaufen, die ihnen gefallen: Lesbenromane, Krimis oder Fachliteratur zu feministischer Ökonomie - all das wird es in der Kleeblattgasse geben. Unterstützt wird ChickLit vom Verein zur Förderung feministischer Projekte. Dieser hat 31 Jahre lang die Frauenzeitschrift "Auf" herausgegeben. Just in den ehemaligen Redaktionsräumen befindet sich nun die neue feministische Buchhandlung.
Die Autorin und ehemalige "Auf"-Redakteurin Eva Geber macht auf ein weniger oft thematisiertes Frauen-Problem aufmerksam: dass Migrantinnen nur mit ihrem Mann kommen könnten und "sich nicht trauen, gegen ihn etwas zu unternehmen". Um dagegen anzukämpfen, braucht man einen langen Atem - und den hat die 70-jährige Eva Geber. Noch bevor der Feminismus en vogue wurde, hat sie in alten Büchern gestöbert und ist dabei auf ein altes Phänomen gestoßen: "In jeder ersten Veröffentlichung steht: Wir müssen uns noch immer mit diesem blöden Thema beschäftigen!" So findet sich dieser Hinweis zum Beispiel auch in einer Zeitschrift aus dem Jahr 1790.
Klein, aber fein
Eva Geber verkörpert mit ihren 70 Jahren eine andere Generation von Feministinnen als Jenny Unger und Paula Bolyos. Dennoch sind sich die Frauen in vielen Punkten einig: Mittlerweile sei es völlig in Ordnung, sich als Feministin zu bezeichnen - und dennoch: Es hat auch Rückschläge gegeben. Und diese betreffen durchaus nicht nur Wien. Es gibt in Österreich eine "unglaublich große Menge an hervorragenden Autorinnen und Autoren" in einem sehr kleinen Land. So sei es auch in der feministischen Szene: "Klein, aber sehr fein".
Feministin ist jede Frau, die andere Frauen unterstützt und die Partei der Frauen einnimmt. Doch können auch Männer Feministen sein? Auf jeden Fall, sagen die drei kämpferischen Damen. Und Männer, richtige Männer, sind in der Buchhandlung auch durchaus willkommen - "außer sie reden blöd, dann fliegen sie gleich wieder raus."