Karrieremodell ohne Nachteil für Frauen

Teilzeit und trotzdem Chefin

Frauen verdienen immer noch deutlich weniger als Männer und sind auch seltener in Führungspositionen zu finden. Ein Grund dafür ist, dass sie häufiger teilzeitbeschäftigt sind als Männer. Die Forschungseinrichtung Austrian Institute of Technology (AIT) hat ein Karrieremodell entwickelt, bei dem Teilzeit kein Hindernis für eine Führungsposition ist.

Mittagsjournal, 4.2.2012

Bedingungen verbessern

Ein klar definierter Karriereweg und absolute Transparenz - darauf baut das Karrieremodell des AIT auf, einer der größten Forschungseinrichtungen des Landes. Jeder, der neu ins Unternehmen komme, kenne von Anfang an seine Entwicklungsmöglichkeiten und seine Karrierechancen, sagt Wolfgang Knoll, der das Modell mitentwickelt hat. Dabei wird "Gender-Equality", also die Gleichbehandlung zwischen Frauen und Männern, groß geschrieben. Jedoch gebe es dabei keine Bevorzugung von Frauen, es würden primär die besten Leute für ein bestimmtes Projekt gesucht. Man verbessere aber die Bedingungen, dass überhaupt jemand kommen kann.

"Papa-Wochen"

Das bedeutet im Klartext: Karenzen oder Teilzeitarbeit sind für Mitarbeitende beider Geschlechter kein Problem, auch nicht in Führungspositionen. Im Gegenteil: Für Väter gibt es am AIT ein eigenes Angebot: Die so genannten "Papa-Wochen". Gerhard Zucker, Wissenschaftler am AIT, hat sie in Anspruch genommen. Dabei kann der Mann nach der Geburt des Kindes zwei zusätzliche Wochen, Urlaub nehmen, wenn er zwei Wochen seines ursprünglichen Urlaubs in Anspruch nimmt.

Karriere trotz Teilzeit

Teilzeitarbeit ist am AIT nicht nur aus familiären Gründen wie etwa Kinderbetreuung möglich. Auch wer jährlich für eine gewisse Zeit im Ausland arbeiten möchte um sich fortzubilden, kann sich Teilzeit beschäftigen lassen. So zum Beispiel Katja Schechtner. Sie arbeitet seit einigen Jahren für einige Monate pro Jahr auch am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA. Ihre Führungsposition in Wien hat sie trotzdem behalten können.

Seit zwei Jahren läuft das neue Karrieremodell am Austrian Institute of Technology. Und obwohl es keine festgelegte Frauenquote gibt, sind von rund 900 Angestellten immerhin 40 Prozent Frauen.