Blutbad durch Regierungssoldaten

Syrien: 200 Tote bei Massaker in Homs

Wenige Stunden vor einer Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrates über die Lage in Syrien hat die Armee in der Oppositions-Hochburg Homs ein regelrechtes Blutbad angerichtet. Augenzeugen sprechen von einem Massaker, bei dem nach Angaben des Nachrichtensenders CNN mindestens 217 Menschen getötet worden sind, unter ihnen auch Kinder.

Morgenjournal, 4.2.2012

Wie vor 30 Jahren

"Die Regierungsstreitkräfte schießen in Homs auf alle, auf Zivilisten, auf Kinder. Sie greifen uns an von allen Seiten, mit schweren Waffen, mit Artillerie. Die freie syrische Armee tut alles, um die Zivilisten zu schützen, aber es ist unmöglich", berichtet ein Einwohner von Homs in einem Telefonat mit CNN. Erst gestern haben im ganzen Land Demonstrationen in Erinnerung an das Massaker vom Hama im Jahr 1982 stattgefunden . Damals ließ Hafez al Aasad, der Vater des derzeitigen Präsidenten Bashar al Assad, einen Aufstand der Muslimbrüder brutal niederschlagen. Nun scheinen sich die Ereignisse von vor 30 Jahren zu wiederholen, in einer anderen Protesthochburg, in Homs. "Bashar al Assad will nun das machen, was sein Vater Hafez al Assad in Hama gemacht. Er will so viele Menschen wie möglich töten. Er hat alle seine Streitkräfte hierher nach Homs geschickt."

Bitte um internationale Hilfe

Im arabischen Nachrichtensender Al Jazeera ist von der bisher größten Offensive der Regierungsstreitkräfte die Rede. Weite Teile von Homs sollen zerstört sein . Die Krankenhäuser sind überfüllt. Allein in einem Stadtteil sollen 138 Menschen getötet worden sein. Die Bevölkerung ist verzweifelt und bittet die internationale Gemeinschaft um Hilfe.

Sicherheitsrat tagt

Tatsächlich wird der UNO-Sicherheitsrat am Nachmittag auf Antrag Marokkos zu einer Sondersitzung über die Lage in Syrien zusammenkommen. Das hat das höchste Gremium der Vereinten Nationen am Abend überraschend entschieden. An der diplomatischen Front wird ja seit Wochen an einer Syrienresolution gearbeitet. Bisherige Entwürfe sind am Widerstand der Vetomächte Russland und China gescheitert. In einem neu formulierten Text will man nun die Bedenken Moskaus berücksichtigen. Jeder Hinweis auf Sanktionen oder ein Waffenembargo wurde gestrichen, ebenso die Forderung nach einem Rücktritt Assads. Der Westen will Russland in dieser Lage unbedingt auf seine Seite bringen, schon eine Stimmenthaltung Russlands wäre ein Erfolg.