Das zweite Album
Soap and Skin
Vom Wunderkind war die Rede, von der Retterin und größten Hoffnungsträgerin der heimischen Popszene wurde geschrieben, als die damals knapp 19 jährige Anja Plaschg alias Soap & Skin 2009 ihr Debütalbum "Lovetune for vacuum" veröffentlichte. Drei Jahre später ist sie längst auch über die Landesgrenzen hinaus erfolgreich. Mit "Narrow" erscheint diese Woche nun das zweite Album von Soap and Skin.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 06.02.2012
Musik als Therapie
Das Ticken einer Uhr, das langsam anschwillt um dann in ein metallisches, hämmerndes Trommelgeräusch überzugehen. Was hier fast brachial hereinbricht, hätte ebenso gut der Opener sein können, es ist aber der Schlusssong von "Narrow" geworden, So Anja Plaschg.
Die ewige Zeit ist ein Ausdruck der in mehrerlei Hinsicht zu diesem Album passt. Lange hat es gedauert seit "Lovetune for vacuum". Lange hat Anja Plaschg an einer weiteren Veröffentlichung gezweifelt. Lange hat sie auch gebraucht, um den plötzlichen Tod ihres Vaters zu verarbeiten, in einem Musikstück aufzuarbeiten: "Vater" so der schlichte Titel des Openers von "Narrow", an dem die Künstlerin ein Jahr lang gearbeitet hat. Erst danach konnte sie mit der Arbeit am restlichen Album beginnen. Ein Musikstück als protokollierte Bewältigungsarbeit, Anja Plaschg solo am Klavier: ein Kraftakt, der sich langsam aufbaut und zum Befreiungsschlag wird.
Reduzierter und expressiver
Acht Nummern umfasst das Minialbum "Narrow" mit seinen knapp 30 Minuten Laufzeit. Ein Album, das als Einheit funktioniert, wo aber zugleich jede Nummer seine eigene kleine Welt aufmacht. Monatelang arbeitete Plaschg an einzelnen Songs, am Setzen von Samples. Alles scheint hier genau durchdacht. Präzise, kein Wort zu viel, aber zugleich mit viel Raum für Interpretationen. Musik die eigentlich nach Erklärungen verlangen würde. Die aber von einer Musikerin stammt, die im Aufsplitterungs- und Interpretationsverlangen des Mediensogs nicht mit schwimmen kann oder will.
Es ist keine Musik die sich im Vorbeigehen hören lässt, kein popkulturelles Konsumprodukt Marke Take Away, sondern Musik die Zeit und Raum braucht. Viele der Songs könnte man sich auch als Soundtrack zu einem Film vorstellen, nicht nur die Coverversion "Voyage Voyage" die als Auftragsarbeit für Sebastian Meises "Stilleben" entstanden ist, wo Plaschg auch in der Rolle einer Prostituierten zu sehen ist.
Gegenüber dem Debütalbum wirkt "Narrow" abgeklärter. Die Sounds reduzierter und zugleich expressiver, wie auch Plaschgs Stimme. Dabei vergisst man beinahe, dass die Musikerin, die sich bei diesem Album von der Komposition über die Einspielung bis hin zur Produktion für alles verantwortlich zeichnet, gerade einmal 21 Jahre jung ist.
Textfassung: Joseph Schimmer