Demo-Bilanz: 93 zerstörte Gebäude in Athen

Griechen demonstrieren gegen Gewalt

Die Bilanz der Stadt Athen nach den Ausschreitungen ist verehrend: 93 zerstörte Gebäude, darunter Kinos, eine Buchhandlung und mehr als ein Dutzend denkmalgeschützte Gebäude. Wobei es nur eine kleine Gruppe von Randalierern ist, die am Rand von Demonstrationen in Athen wütet. Die Mehrheit der Bürger will da nicht länger zuschauen. Viele demonstrieren jetzt ihrerseits gegen Gewalt und Zerstörung.

Mittagsjournal, 14.2.2012

Empörung über Vandalismus

Was es für eine Gesellschaft bedeutet, wenn ein Land komplett die Kontrolle über seine Staatsfinanzen verliert, das sieht man in Griechenland. Viele können sich das tägliche Leben nicht mehr leisten. Die einen reagieren frustriert und ziehen sich zurück, die anderen werden wütend und aggressiv. Gegen die Gewalt auf der Straße regt sich nun aber Widerstand. Über Twitter und Facebook haben sich in Athen einige hundert Menschen innerhalb weniger Stunden zu einer spontanen Kundgebung verabredet. Treffpunkt: eines der zerstörten Gebäude im Stadtzentrum, ein Traditionskino, von dessen einst elegantem Foyer nur noch Trümmer übrig sind. Die Demonstranten wollten damit ihre Missbilligung gegen den Vandalismus zum Ausdruck zu bringen.

„Gewalt beschämt uns“

Die Athener waren schockiert über das Ausmaß der Zerstörung in der Stadt nach den Demonstrationen. Dennoch ist es ungewöhnlich, dass sie sich zusammenschlossen und gegen die Zerstörung protestierten. Vielleicht hat das damit zu tun, dass bei den Randalen auch historische Gebäude zerstört wurden, vielleicht aber auch nur damit, dass die Menschen in Griechenland in diesen turbulenten Zeiten besonders empfindlich sind: "Warum kommt die Polizei nicht gegen die Randalierer an", fragt eine Demonstrantin. Diese Gewalt beschäme sie. Man sei zwar gegen die immer neuen Sparmaßnahmen, aber diese Gewalt lehnen sie ab. "Ganz gleich wie müde und gedemütigt wir sein mögen", sagt sie.

Vorwurf: Randale nützen der Regierung

Die Gewalt und die Randale, so die Meinung vieler auf der Kundgebung, komme am ehesten der Regierung zu Gute, denn sie lenke die Öffentlichkeit von den großen und ansonsten friedlichen Demonstrationen ab. Und von der Kritik vieler Griechen an den politischen Entscheidungen im In- aber auch im Ausland. Es waren vielleicht nicht viele Menschen, die gestern Abend in Athen zusammen kamen, doch sie stehen für einen Richtungswechsel in Griechenland, nämlich für eine Wende hin zur Zivilgesellschaft - vielleicht die einzig positive Veränderung, die die Krise in Griechenland bisher hervorgebracht hat.