Korruption und Umweltzerstörung am Schwarzen Meer

Olympia in Sotschi 2014

In genau zwei Jahren, im Februar 2014, finden im russischen Sotschi am Schwarzen Meer Olympische Winterspiele statt. Die größte Baustelle in ganz Europa ist geprägt von Korruption und Umweltschäden.

Es war Regierungschef Putin höchstpersönlich, der 2007 die Kandidatur unter anderem gegen die Kandidatur Salzburgs verteidigte. Nun finden erstmals überhaupt Olympische Winterspiele in einem subtropischen Badeort statt. Zumindest im alpinen Bereich hat Sotschi den ersten internationalen Test bestanden, am Wochenende haben erstmals Weltcup-Skirennen stattgefunden. Ansonsten macht die mittlerweile größte Baustelle in ganz Europa vor allem durch Korruption und Umweltschäden von sich reden.

Morgenjournal, 15.02.2012

Reportage aus Sotschi,

Freude in Sotschi

Überall in der 400.000 Einwohnerstadt Sotschi am Schwarzen Meer ertönt unablässiger Baulärm. Neue Straßen und Eisenbahnlinien werden gebaut, unzählige Hotels hochgezogen. Die meisten Bewohner von Sotschi freuen sich auf die Olympischen Spiele in zwei Jahren: "Sie werden der Region sehr gut tun", sagt ein älterer Mann. "Es wird viel investiert und Gäste aus aller Welt werden herkommen und sich wohlfühlen." "Sport ist doch immer gut, vor allem für die Jugend", meint diese Frau.

Zweifel nur ganz leise

Nur wenige zweifeln am nachhaltigen Nutzen der Olympischen Spiele, wie ein junger Sportlehrer:
"Ich habe gehört, dass die meisten Sportstätten nach den Spielen wieder abgebaut werden. In die Förderung der Kinder und Nachwuchssportler wird nichts investiert."

Auch Strabag mit dabei

Direkt am Meeresufer von Sotschi nehmen die futuristischen Hallen für die olympischen Eislaufwettbewerbe allmählich Gestalt an. Gleich nebenan baut die österreichische Strabag auf 300.000 Quadratmetern Fläche die Unterkünfte für die Olympia-Sportler. Nach dem Neubau des Flughafens von Sotschi um rund 60 Millionen Euro ist der 350 Millionen Euro schwere Bau des Olympischen Dorfs der zweite Großauftrag der Strabag für die Winterspiele 2014. Wobei es hier um weit mehr geht, als nur um Geld, sagt der zuständige Strabag-Manager Dragan Pavelic: es sei eine Imagesache als eines der wenigen westeuropäischen Unternehmen dabei zu sein.

Korruption und Zeitdruck

Doch bis dahin bleibt noch viel zu tun. Immer wieder sorgen schlechte Planung und Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit den Bauarbeiten für lange Verspätungen. Die zuständigen Planer betonen jedoch unermüdlich, es werde alles rechtzeitig fertig. Damit darf gerechnet werden, denn die Olympischen Spiele in Sotschi sind das Projekt von Regierungschef und bald wieder Präsident Putin. Er wird dafür sorgen, dass die Winterspiele im subtropischen Sotschi zu einem perfekten Großereignis werden. Rund 30 Milliarden Euro werden dafür verbaut werden.

Umweltschäden enorm

Doch nicht nur der finanzielle Preis ist hoch. Schon heute sind laut Experten die durch die Bauarbeiten verursachten Umweltschäden unermesslich. Zigtausende Hektar Wald wurden mitten in einem Nationalpark gerodet, während eine Straße und eine Eisenbahn direkt in den größten Fluss der Region gebaut werden. Was nicht nur ökologisch unverantwortlich sei, meint der Umweltschützer Dmitrij Kapzow. "Das Ökosystem des Flusses und der Region ist zerstört. Zudem besteht die Gefahr, dass auf dem gerodeten Boden Sportstätten und Straßen irgendwann abrutschen."
Doch solche mahnenden Stimmen drohen unterzugehen in Sotschi, wo man den Olympischen Winterspielen entgegenfiebert.