Für Ö1 Hörspielpreis nominiert

Julian van Daal, Regie und Autor

Ursprünglich wollte er Wirtschaftsjournalist werden: Julian van Daal, Jahrgang 1985, der am Reinhardt Seminar studiert. Der gebürtige Deutsche, dessen Inszenierung von "Muth!" im Rahmen des "Schubert"-Zyklus derzeit am Wiener Schauspielhaus gezeigt wird, ist auch Autor. Sein Text "Alles Ausschalten!" war für das "Hörspiel des Jahres 2011" nominiert.

Ausschnitt aus Julian van Daals Hörspiel "Alles Ausschalten!"

Ö1 Hörspiel nach dem gleichnamigen Theaterstück von Julian van Daal, Regie: Alexander Schuhmacher, Produktion: DLR-Kultur / ORF; 2011 (Neuproduktion).

"Vor 2007 hatte ich mit Theater so gut wie keine Berührungspunkte. Denn Theater interessierte mich damals gar nicht.

Mein ursprünglicher Plan war, Wirtschaftsjournalist zu werden. Deshalb habe ich damals ein Jus-Studium begonnen. Aber eigentlich hatte ich immer den Wunsch zu schreiben.

Als ich das Studium abbrach, befand ich mich in einer Suchphase. Damals entdeckte ich im Netz einen Test zur Studien-Auswahl. Und zu meiner großen Überraschung wurde mir darin geraten, Theater-Regie zu machen.

Schließlich habe ich mich bei Theatern beworben und in Hannover meine erste Hospitanz bekommen – so begann das Abenteuer Theater für mich", berichtet Julian van Daal, gebürtiger Deutscher aus Hannover, Jahrgang 1985, über seine Anfänge.

Seit Oktober 2008 studiert er am Wiener Max Reinhardt Seminar Theaterregie und hat seine Diplom-Inszenierung von Brechts "Baal" bereits im Oktober 2011 im Seminar präsentiert.

Abschließen wird er im Juli 2012 mit einer schriftlichen Arbeit zu seiner Brecht-Regie.

Für die Ö1 Talentebörse wurde er von Hubertus Petroll, dem Leiter des Reinhardt Seminars, aufgrund seiner bisherigen Arbeiten sowie aufgrund der Prämierung seines Textes "Alles Ausschalten!" beim Berliner Theatertreffen, der nun als "Hörspiel des Jahres 2011" nominiert war, vorgeschlagen.

Hospitanzen und Assistenzen

Nach seinem Entschluss, Theater-Regisseur zu werden, absolvierte van Daal Regie-Hospitanzen und -Assistenzen am Schauspiel Hannover, am Schauspielhaus Frankfurt/Main, am Stadttheater Freiburg, sowie am Thalia Theater in Hamburg.

Beide Seiten des emotionalen Spektrums

"Mich interessieren vor allem Charaktere, die beide Seiten des emotionalen Spektrums abdecken.

Es reicht mir nicht, eine Figur bloß als Bösewicht darzustellen, sondern zum Beispiel auch als romantischen Verliebten", erläutert van Daal seinen künstlerischen Zugang.

Vielfältige Theater-Praxis

Seit 2007 konnte Julian van Daal vielfältige Regie-Praxis sammeln:

Darunter mit Becketts "Warten auf Godot" am Reinhardt Seminar (März 2009), mit der szenischen Lesung seines ersten Stücks "Alles Ausschalten!" im Rahmen des Wiener "Zorn!"-Festivals, sowie mit Penelope Skinners Stück "Eigengrau".

Eigenes Theater-Stück "Aus dem Nichts …"

Zu einer der wichtigsten Arbeiten Julian van Daals, der auch als Autor tätig ist, zählt die Uraufführung seines Theaterstücks "Aus dem Nichts entsteht am Ende immer etwas", die im April 2011 am Wiener Schauspielhaus stattfand und bei der er auch Regie führte:

"Mein zweites Stück ist eine post-apokalyptische Satire. Darin wird Gott mehrmals erschossen – und tritt wieder auf."

Brechts "Baal" als Diplom-Regie

Ein weiteres wichtiges Projekt van Daals war seine Diplom-Inszenierung von Brechts "Baal", die er im Oktober 2011 am Reinhardt Seminar zeigte:

"Der Baal ist für mich eine sehr reizvolle Figur, weil er eine unerklärliche Aura hat. Und ich habe versucht, das eben anders als in der üblichen Lesart herauszuarbeiten.

Wir haben ihn nicht als reinen Täter, sondern auch als Opfer dargestellt. Und haben die Frage gestellt, ob ein Mensch, der allein gegen die Gesellschaft arbeiten muss, möglicherweise zu dem wird, was ihm von der Gesellschaft zugeschrieben wird."

"Muth!" am Schauspielhaus

Zuletzt brachte Julian van Daal am 2. Februar 2012 in der fünfteiligen Serie "Schubert - Eine Winterwanderung" die dritte Folge mit dem Titel "Muth!" am Schauspielhaus Wien heraus.

Van Daals Inszenierung war bis 10. März zu sehen.

"Alles Ausschalten!" bei Ö1 Hörspielpreis

Und heuer war Julian van Daal mit seinem ersten Stück "Alles Ausschalten!" für das "Hörspiel des Jahres 2011", das im Rahmen der Ö1 Hörspiel-Gala am 24. Februar gewählt wurde, nominiert.

Van Daals Arbeit war beim Berliner Theatertreffen 2010 zum "Theatertext als Hörspiel" gekürt worden:

"Das Stück ist 2009 für das Wiener 'Zorn!'-Festival entstanden und wurde als szenische Lesung präsentiert. Nach der Prämierung in Berlin entstand eine Hörspiel-Fassung, die von Deutschlandradio-Kultur in Kooperation mit Ö1 produziert wurde. Es war eine neue, wichtige Erfahrung für mich", so der junge Künstler, der sich auf weitere Zusammenarbeit mit Ö1 freut.

Theater-Regisseur und Autor

Derzeit sondiert der vielseitige Künstler Theater-Angebote, schreibt an einem neuen Hörspiel und überlegt, seinen ersten Roman zu schreiben.

Wie lauten seine Zukunftswünsche? "Wichtig ist mir, dass ich künftig sowohl als Theater-Regisseur wie in meinem selbsterlernten Beruf als Theater-Autor tätig sein kann. Denn ich glaube, dass ich in beiden Bereichen etwas zu bieten habe. Und dass mir auch genügend Zeit für meine Familie bleibt", so Julian van Daal.