Unterschiedliche Folgen des Sparpakets

Vorsorgewohnungen weiter attraktiv?

Vorsorgewohnungen - also vermietete Eigentumswohnungen als Geldanlage - haben in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Schließlich gelten Immobilien in Zeiten der Krise als sichere Geldanlage. Mit dem neuen Spar- und Steuerpaket der Regierung werden jetzt aber auch die Immobilienbesitzer zur Kasse gebeten.

Mittagsjournal, 20.2.2012

Unterschiedliche Expertenmeinungen

Konnte man Immobilien bisher nach zehn Jahren steuerfrei verkaufen, fällt diese sogenannte Spekulationsfrist ab April weg. Damit müssen alle Veräußerungsgewinne mit 25 Prozent versteuert werden. Wer eine Vorsorgewohnung besitzt, lukriert einerseits Mieteinnahmen, andererseits die Wertsteigerung der Wohnung. Der Wegfall der Spekulationsfrist nehme den Vorsorgewohnungen viel von ihrem Reiz, sagt Thomas Malloth, Obmann der Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer. Helmut Hardt von der Wiener Privatbank - sie ist auf Vorsorgewohnungen spezialisiert - schätzt die Lage anders ein: Besitzer von Vorsorgewohnungen wollten langfristig inflationsgeschützte Erträge aus der Vermietung lukrieren und spekulierten nicht auf Einnahmen aus einem Wiederverkauf, so Hardt.

Ausnahmen und Stichtage

Durch den Wegfall der Spekulationsfrist werden künftig alle Veräußerungsgewinne von Immobilien besteuert - egal, wann die Immobilie verkauft wird. Ausgenommen sind nur die Hauptwohnsitze, Stichtag ist der 1. April 2002: Wer davor gekauft hat, zahlt beim Verkauf 3,5 Prozent vom Erlös, wer danach gekauft hat, 25 Prozent vom Veräußerungsgewinn. Allerdings wird bei einem Verkauf nach zehn Jahren die Inflation berücksichtigt - und zwar mit einem Abschlag von 2,5 Prozent pro Jahr.

Kein Preisrückgang

Künftig wird die Rendite also schmelzen - wegen des Inflationsabschlags aber nur geringfügig, sagt Investment-Experte Hardt. Er rechnet mit maximal einem halben Prozentpunkt weniger Rendite - also rund 4,5 statt fünf Prozent. "Das ist nicht ein Grund, damit ein Vorsorgewohnungskäufer sagt, ich kaufe sie nicht mehr." Dass die Nachfrage nach Vorsorgewohnungen einbrechen wird, glaubt Hardt also nicht. Wahrscheinlicher sei da schon ein leichter Angebotsrückgang. Und weil Angebot und Nachfrage bekanntlich den Preis bestimmen, werden die Preise auch in den kommenden Monaten weiter steigen.

Weniger Neubau

Auch Immobilientreuhänder Malloth glaubt nicht, dass es zu einem Preisverfall kommen wird: Er rechnet unter anderem wegen der verringerten Bausparförderung mit weniger Bautätigkeit und daher mit eher steigenden als fallenden Wohnungspreisen. Malloth kritisiert, dass die Regierung zwar versuche, neue Geldquellen zu erschließen. Investitionsanreize würden dabei aber auf der Strecke bleiben, die Schattenwirtschaft begünstigt.

Last not least könnte das neue Steuermodell für die Mieter von Vorsorgewohnungen ein böses Erwachen bringen: Beide Experten rechnen nämlich damit, dass die Eigentümer zusätzliche Kosten auf die Mieter abwälzen werden.