Sozialminister Hundstorfer gegen Strafen

Debatte über Maßnahmen gegen Schulabbruch

75.000 Jugendliche in Österreich besuchen weder eine Schule noch gehen sie einer Arbeit nach. Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) fordert höhere Strafen bei unregelmäßigem Schulbesuch oder Schulabbruch. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) hält davon wenig und setzt auf bestehende Maßnahmen.

Mittagsjournal, 20.2.2012

Maßnahmen greifen

Acht Prozent der Jugendlichen zwischen 16 und 24 Jahren befinden sich weder in der Schule noch am Arbeitsmarkt. Zwar liegt Österreich im europäischen Vergleich damit recht gut, aber 75.000 Jugendliche sind immer noch zu viel in den Augen von Sozialminister Hundstorfer. Kleiner Trost: In den letzten Jahren ist die Zahl nicht mehr gestiegen, sondern leicht zurückgegangen, sagt Hundstorfer. Seiner Ansicht nach greifen also die bestehenden Maßnahmen, und darauf soll weiter aufgebaut werden.

3.000 weniger

Derzeit gibt es dieses Jugendcoaching nur in Wien, in der Steiermark und in ähnlicher Form auch in Vorarlberg. Das Interesse sei aber groß und deswegen werde das Jugendcoaching bundesweit ausgebaut, kündigt Hundstorfer nun an. Die andern Bundesländer folgten in Halbjahresschritten nach, bis Ende 2013 soll es überall im Einsatz sein.

Und Hundstorfer nennt ein konkretes Ziel: Pro Jahrgang machen derzeit 10.000 der 15-Jährigen nach Ende der Schulpflicht nichts weiter - weder Schule noch Lehre, diese Zahl soll bis Ende 2013 um bis 3.000 bis 3.500 verringert werden.

Vom Vorschlag von Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP), unregelmäßigen Schulbesuch und Schulabbruch doch mit höheren Strafen zu ahnden, davon hält Hundstorfer wenig: Er will lieber möglichst viel mit Beratung erreichen.

Schmied: Mix statt Strafen

Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) will sich zum Vorschlag nach höheren Strafen bei Schulpflichtverletzungen gleich gar nicht äußern. Sie sei für eine seriöse Debatte, aber nicht für Schnellschüsse, lässt Schmied ausrichten. Schon jetzt werden nur in zwei Prozent aller Schulpflichtverletzungen die höchste Strafe von 220 Euro ausgesprochen. Wichtiger als Strafen sei ein Maßnahmenmix. Der Sprecher von Unterrichtsministerin Claudia Schmied verweist darauf, dass bereits jetzt intensiv in den Ausbau der Nachmittagsbetreuung an den Schulen investiert werde - eine Forderung des Studienautors Johann Bacher von der Uni Linz, um Jugendliche aus bildungsfernen Schichten auch am Nachmittag gewissermaßen bei der Stange zu halten.

Kostenlos nachholen

Außerdem, so der Sprecher von Unterrichtsministerin Schmied, gibt es seit heuer die Möglichkeit für Schulabbrecher, den Pflichtschulabschluss kostenlos nachzuholen. Eine Maßnahme, die freilich erst die Folgen bekämpft, nicht aber die Gründe dafür, warum jeder zwölfte Jugendliche weder eine Schule besucht noch arbeiten geht.