Gegenmaßnahmen gefordert

Jugendliche ohne Bildung, ohne Job

75.000 Jugendliche in Österreich besuchen keine Schule, sind nicht in Fortbildung und gehen keiner Arbeit nach. Das sind immerhin rund acht Prozent aller Jugendlichen. Diese Zahlen hat die Universität Linz gemeinsam mit der Arbeiterkammer erhoben. Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) fordert höhere Strafen, wenn die Schule nicht regelmäßig besucht wird.

Morgenjournal, 20.2.2012

Bildungsferne und Migrationshintergrund

Die Zahlen sind zwar im europäischen Vergleich recht gut, für den Studienautor, den Soziologen Johann Bacher von der Uni Linz, dennoch alarmierend. 40 Prozent dieser Jugendlichen stammen aus "bildungsfernen Familien", in denen auch die die Eltern keinen oder einen niedrigen Schulabschluss haben. Besonders betroffen sind Migrantinnen und Migranten: Jeder fünfte Jugendliche mit Migrationshintergrund gehört dieser Gruppe an.

Mehr Ganztagsschulen gefordert

Die Jugendlichen leben meistens bei den Eltern und werden auch von den Eltern finanziert, weiß Studienautor Bacher. Auch pendeln sie häufig zwischen Hilfsarbeitertätigkeit und Erwerbslosigkeit. Manche sind auch verheiratet und finanzieren sich über den Partner.

Bacher sieht vor allem Handlungsbedarf bei den Schulen. Wenn diese wie oft Halbtagsschulen seien, dann hänge es sehr von den Eltern ab, dass das Kind am Nachmittag lernt. Und das sei eben in bildungsfernen Schichten nicht der Fall. Ein Schulabbruch ist oft die Folge. Bacher fordert deshalb einen verstärkten Ausbau von Ganztagsschulen.

Kurz für strengere Strafen

Einen anderen Ansatz hat Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP). Er fordert im Schulpflichtgesetz höhere Strafen, wenn die Schule nicht regelmäßig besucht wird. Die aktuellen Strafen von 220 Euro seien viel zu gering. Kurz will eine Angleichung an Deutschland, wo bei massiven Schulpflichtverletzungen 1.500 Euro Strafe drohten. Außerdem fordert Kurz verpflichtende Elterngespräche, eine genaue statistische Erhebung und eine Erforschung der Ursachen.