Expertin sieht keine Chance für Diplomatie
"Langer, blutiger Konflikt" in Syrien
Die Forderung nach dem Ende der Gewalt durch das syrische Regime steht im Mittelpunkt einer Konferenz in Tunis, zu der Vertreter aus 70 Ländern zusammen kommen. Das syrische Regime wird sich davon aber kaum beeindrucken lassen, sagt die deutsche Syrien-Expertin Kristin Helberg. Auch der neue Sondervermittler Kofi Annan werde es schwer haben.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 24.2.2012
Syrien-Expertin Christin Helberg im Gespräch mit Christian Williwald
Schwierige Mission für Annan
Der ehemalige UNO-Chef und Friedensnobelpreisträger Kofi Annan ist von UNO und Arabischer Liga zum Syrien-Sondergesandten bestellt worden. Syrien-Expertin Helberg sieht eine sehr schwierige Aufgabe für Kofi Annan. Denn als erstes müsse er von der syrischen Regierung ernstgenommen werden. Viel wird davon abhängen, wie sich die Länder verhalten, die zum Regime Assad stehen, also Russland, Iran und China. Sollten diese sich nicht an einer humanitären Aktion beteiligen, sei eine Vermittlung durch Kofi Annan sehr schwierig, sagt Helberg.
Druck ohne Wirkung
Bei der Konferenz in Tunis soll hauptsächlich Druck auf die syrische Regierung ausgeübt werden. Doch Russland, das im UN-Sicherheitsrat sein Veto gegen zwei Syrien-Resolution eingelegt hat, ist nicht dabei. Die in Tunis versammelten Staaten allein könnten nur wenig bewirken. Wichtig wäre wenigstens eine kurze Feuerpause, um Hilfe und medizinische Versorgung in den von der Regierung bekämpften Ort Homs zu bringen. Bisher habe sich das Regime in Damaskus zu keinerlei Kompromiss bereit gezeigt. Es fühle sich auch nicht existenziell bedroht, weil es keine Intervention des Auslands fürchten müsse. Auch intern habe die neue freie Armee den Regierungstruppen noch nichts entgegenzusetzen.
Opposition gespalten
Eine Möglichkeit für das Ausland wäre die Bewaffnung der syrischen Opposition. Das wichtigste Oppositionsgremium ist dabei der "Syrische Nationalrat", der vom Ausland aus die Freie Armee Syriens unterstützt. Die Vertreter der Opposition innerhalb Syriens lehnten hingegen Gewalt ab. Diese Spaltung der syrischen Opposition spiegle die Spaltung der internationalen Gemeinschaft wider. Man könne aber nicht darauf warten, dass die gesamte Opposition einig ist. Klar sei ohnehin allen, dass man einen Übergang zur Demokratie und den Sturz des Regimes wolle. Umstritten seien nur die Mittel. Helberg erwartet daher einen "langen blutigen Konflikt".
Die deutsche Journalistin Christin Helberg hat jahrelang als einzige Korrespondentin aus einem westlichen Land in Syrien gelebt und gearbeitet.