Angeblich illegale DNA-Ermittlungen

Kampusch: FPÖ distanziert sich von Funktionär

Der Entführungsfall von Natascha Kampusch lässt Spielraum für jede Menge Spekulationen - das verführt politische Parteien zum Versuch, Kapital daraus zu schlagen und das kann dann auch danebengehen. Die FPÖ rudert jetzt zurück und distanziert sich von einem Parteifunktionär, der als Polizeibeamter seine Befugnisse auf erschreckende Weise überschritten hat.

Morgenjournal, 1.3.2012

Spekulationen um Kind

Seit Monaten werden unter Journalisten von verschiedenen Seiten Vermutungen in Umlauf gebracht: Natascha Kampusch könnte in Gefangenschaft ein Kind geboren haben. Doch praktisch kein Medium wollte darüber berichten. Wirklich öffentlich wurde die These Ende November bei einer Pressekonferenz von FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache und der freiheitlichen Abgeordneten Dagmar Belakowitsch-Jenewein, die dort gemeint hat:

"Es geht die Öffentlichkeit in Wahrheit überhaupt nichts an, ob die Natascha Kampusch ein Kind hat." Aber es gebe Hinweise in diese Richtung und: "Sollte die Natascha Kampusch ein Kind geboren haben, stellt sich die Frage: ist dieses Kind tot und ist es ein weiteres Opfer oder wo lebt es, bei wem lebt es und wie viele Mitwisser gibt es."

FPÖ distanziert sich

Ein niederösterreichischer FPÖ-Gemeinderat und Polizist soll nun - offenbar ohne polizeilichen Auftrag - in einer Volksschule ermittelt haben. Nach einem Taschentuch oder einem Kleidungsstück soll er gefragt haben, um mittels DNA-Test Klarheit in die Causa Kampusch zu bringen. Das findet die FPÖ-Abgeordnete Belakowitsch-Jenewein nun: "Ungeheuerlich. Also wenn das stimmt, dann wird der Beamte wohl die entsprechenden Konsequenzen dienstrechtlich bekommen, aber vor allem wissen, dass er zurückzutreten hat."

Frage: Aber es ist doch relativ einfach ein Zusammenhang herstellbar zwischen dem Inhalt ihrer Aussagen und dem was dieser Beamte jetzt getan hat!?

"Nein, also wir haben eine Frage aufgeworfen. Die gehört aber geprüft von den Behörden und nicht von einem Hobby-Detektiv."

Schließen Sie aus, dass dieser Gemeinderat einen Auftrag aus der FPÖ oder aus FPÖ-nahen Kreisen hatte? "Ja das schließe ich aus."

Jetzt müsse der Vorwurf aber einmal ausermittelt werden - ebenso wie der Fall Priklopil, meint die FPÖ-Abgeordnete. "Aufgeklärt soll werden: Gab es Mitwisser oder -täter. und wenn das aufgeklärt ist, ergibt sich vielleicht eh von selbst ob es ein Kind gibt oder nicht," so Belakowitsch-Jenewein, obwohl es von dem konkreten Volksschulkind nun einen DNA-Test geben soll, der angeblich beweist, dass Natascha Kampusch nicht die Mutter ist.

Hintermänner ausforschen

Kampusch-Anwalt Gerald Ganzger fordert, dass raschest wahrscheinliche Hintermänner des Polizisten ausgeforscht werden: "Ob das die Tat eines Einzeltäters ist, muss ermittelt werden. Das ist ja ein Horror für jedermann, dass es hier einen Polizisten gibt, der illegale Ermittlungen durchführt. Gegen wen hat er noch ermittelt?"

Außerdem vermutet Ganzger, der Polizist habe sich auf illegalem Weg Kopien des Passes und der Geburtsurkunde des Kindes besorgt.

Manfred Ainedter, der Anwalt der Mutter des betroffenen Kindes sagt allgemein zu den jüngsten Aufregungen im Fall Kampusch bzw. Priklopil: Es sei traurig, dass am Rücken eines Opfers Politik gemacht werde und dass es offenbar in diesem und anderen Fällen kein Vertrauen mehr in die Justiz gebe.