Viele Kinder unter den Opfern

28 Tote bei Busunglück in der Schweiz

Bei einem schweren Verkehrsunfall mit einem Reisebus im Schweizer Kanton Wallis sind 28 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Toten sind 22 Kinder. 24 weitere Kinder wurden zum Teil schwer verletzt. Der Busfahrer dürfte in dem Autobahntunnel zu schnell unterwegs gewesen sein. Beide Buschauffeure sind tot.

Mittagsjournal, 14.03.2012

Reisebus kracht im Tunnel in die Betonwand

Ein Horrorszenario ist Wirklichkeit geworden. 22 Kinder zwischen 10 und 12 Jahren sowie 6 Erwachsene sind tot; gestorben in einem Autobahntunnel. 24 weitere Kinder liegen zum Teil schwer verletzt in Krankenhäusern. Der belgische Reisebus mit zwei Schulklassen aus Flandern ist nach den Schiferien auf der Heimreise. Bei Siders im Kanton Wallis ist der Bus auf die Autobahn auf- und in den neuen Tunnel eingefahren, gleich danach passiert der Unfall. Ruth Seeholzer vom Schweizer Radio ist derzeit an der Unglücksstelle: "Ich war in dem Tunnel und konnte das Wrack sehen. Es ist ein furchtbarer Anblick. Die Polizei betont, dass es derzeit nur Spekulationen gibt. Aber an den ersten Spuren sieht man, dass der Reisebus an die linke Tunnelwand geraten ist und dann hat es ihn auf die rechte Seite hinüber geschleudert. Dort war unglücklicherweise eine Ausweichstelle für Pannenfahrzeuge und dort ist der Bus frontal in die Betonwand hineingekracht."

Bus wurde zusammengedrückt

Die Wucht des Aufpralls ist so groß, dass der Bus fast bis zur Hälfte zusammengedrückt wird. Die Kinder, die vorne gesessen sind, seien sofort tot gewesen, ebenfalls die beiden Chauffeure. Renato Kalbermatten von der Kantonspolizei Wallis ist schockiert: "Es macht einen sprachlos." Tief bestürzt ist auch der belgische Botschafter in der Schweiz Jan Luyks. Er ist noch in der Nacht von Bern zum Unglücksort gefahren: "Das kann man überhaupt nicht fassen. Wir arbeiten mit den Autoritäten hier zusammen und schauen, wo wir helfen können."

Schweigeminute im Schweizer Parlament

Die Unglücksursache steht noch nicht fest, doch der Reisebus dürfte zu schnell unterwegs gewesen sein. Die Bergungsarbeiten sind schwierig, 200 Rettungskräfte waren die ganze Nacht über im Tunnel im Einsatz. Mit Hubschraubern und Krankenwagen seien die verletzten Kinder in die Spitäler gebracht worden, sagt Renato Kalbermatten von der Kantonspolizei Wallis: "Logistisch war es eine große Herausforderung." Auch im Schweizer Parlament in Bern sind die Abgeordneten bestürzt über das schwere Busunglück. Parlamentspräsident Hansjörg Walter gedenkt der Opfer: "Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten den Angehörigen der verstorbenen Kinder und Erwachsenen. Den zahlreichen Verletzten wünschen wir gute und rasche Genesung und eine gute Heimkehr nach Belgien. Ich bitte Sie, sich für einen Moment des Schweigens zu erheben." Anschließend halten die Abgeordneten eine Schweigeminute ab. Die Eltern der Opfer werden noch heute mit Militärflugzeugen ins Wallis gebracht.

Belgischer Regierungschef reist in die Schweiz

Tiefe Betroffenheit herrscht in Belgien. Regierungschef Elio Di Rupo sprach von einem "tragischen Tag" für sein Land. Er reist noch heute in die Schweiz. Nun sucht die belgische Öffentlichkeit nach dem Grund der Tragödie.

Mittagsjournal, 14.03.2012

Notfallzentren in Schulen

70 Kilometer trennen die beiden flämischen Ortschaften Heverlee und Lommel. Doch in beiden Orten herrschen dieselbe Verzweiflung, Trauer und Ratlosigkeit vor. Poliezisprecher Mark Frank: "Derzeit ist das Wichtigste, dass die Familien Informationen bekommen." In beiden Ortschaften wurden in den Schulen der verunglückten Kinder Notfallzentren für die Eltern und Angehörigen eingerichtet. Dirk de Gent ist Priester, er unterrichtet an der Sankt Lambertus Schule in Heverlee: "Von unserer Schule sind 24 Kinder betroffen - über 8 haben wir derzeit gar keine Information. Die anderen sind am Leben aber verletzt, etwa mit Beinbrüchen. Aber über 8 wissen wir gar nichts. Zwei Lehrer sind tot."

"Regeln und Fahrzeiten wurden eingehalten"

Der Pfarrer und andere Mitarbeiter der Gemeinde von Heverlee kümmern sich nun um die Angehörigen: "Wir sorgen hier für psychologische Unterstützung und sind vor allem für die trauernden Eltern da." Verzweifelt suchen Eltern, Angehörige und auch die politischen Verantwortlichen nach Erklärungen, wie es zu diesem Unglück kommen konnte. Der belgische Verkehrsstaatssekretär Melchior Wathelet: "Es handelt sich um ein flämisches Busunternehmen, das für seine Sicherheit bekannt ist. Die beiden Busfahrer haben die Regeln und die Fahrzeiten eingehalten." Eine Übermüdung des Busfahrers schließt der Verkehrsstaatssekretär derzeit aus.

Belgische Armee bringt Familien in die Schweiz

Mit tiefer Betroffenheit hat auch der belgische Premierminister Elio Di Rupo regiert: "Die Familien müssen nun zusammengebracht werden. Man muss sich den Schock dieser Familien vorstellen. Wir müssen hier mit viel Respekt und Würde vorgehen. Die belgische Armee hat alles vorbereitet, damit die Betroffenen so bald wie möglich in die Schweiz gebracht werden können. Das ist ein nationales Drama, es sind unsere Mitmenschen und wir werden alles unternehmen, was möglich ist." Premierminister Elio Di Rupo empfängt gemeinsam mit dem belgischen König die Familien, bevor sie zu ihren Kindern in die Schweiz gebracht werden. Anschließend wird auch Di Rupo an den Unglücksort reisen.