Täter von Toulouse ein Ex-Soldat?
Schock und Wut über Kindermorde
Der Mord an drei Kindern und einem Lehrer vor einer jüdischen Privatschule in Toulouse hat Frankreich tief erschüttert. Die Ermittler glauben, dass sie bei der Tätersuche ein Stück weitergekommen sind. Der Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich ruht inzwischen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 20.3.2012
"Zusammenrücken und entgegentreten"
Tausende Franzosen sind Montagabend schweigend von einem symbolträchtigen Pariser Platz zum anderen marschiert, vom Platz der Republik zur Bastille. Zuvor hatten Frankreichs Spitzenpolitiker aller Couleur an einer Gedenkzeremonie in der Pariser Nazareth-Synagoge teilgenommen – unter ihnen die sozialistische Parteichefin Aubry: "Die nationale Gemeinschaft ist erschüttert und erschrocken, ich denke, heute Abend muss jeder da sein und wir müssen zusammenrücken, heute und in den nächsten Tagen." Präsident Sarkozy war ebenfalls anwesend, hatte zuvor in einer feierlichen, kurzen Ansprache an die Nation betont: "Die gesamte Republik ist mobilisiert, um diesem Drama entgegenzutreten."
Derselbe Täter wie bei anderen Anschlägen
Der Präsidentschaftswahlkampf ist tatsächlich vorübergehend ausgesetzt. Die Kandidaten haben Fernseh-, Radio oder Wahlkampfauftritte abgesagt – ein in Frankreich einmaliger Vorgang, ebenso wie das Ausrufen der allerhöchsten Terroralarmstufe in der Region von Toulouse, begleitet von ganz außergewöhnlichen Sicherheitsmaßnahmen. Laut Nicolas Sarkozy wurden die insgesamt drei Mordanschläge gegen farbige Soldaten und jüdische Kinder von ein und demselben Täter verübt, der aus derselben Waffe geschossen und denselben Motorroller benutzt hat, sagen die Ermittler.
Die Vorsitzende des jüdischen Zentralrats in Toulouse, die Videoaufzeichnungen vom Täter gesehen hat: "Das ist jemand, der gewohnt ist zu töten, wie er sich bewegt. Er ist athletisch, dynamisch. Ein Geistesgestörter weiß nicht, was er tut. Dieser Mann weiß das sehr wohl."
Ex-Soldat mit rechtsradikalem Hintergrund
In der Tat verfolgen die Ermittler inzwischen besonders die Hypothese, dass die Morde einen rassistischen, rechtsradikalen Hintergrund haben könnten – und der Täter ein ehemaliger Armeeangehöriger ist. Auch Staatspräsident Sarkozy äußerte sich dahin gehend: "Was die getöteten Soldaten angeht, so waren zwei muslimischen Glaubens, ein anderer kam von den Antillen. Aber wir kennen die Motive noch nicht, selbst wenn man sich natürlich vorstellen kann, dass Rassismus und mörderischer Wahnsinn in diesem Fall zusammengekommen sind."
Nach einer Schweigeminute an allen französischen Schulen Dienstagvormittag um 11 Uhr empfängt der Staatspräsident am Nachmittag die höchsten Vertreter der jüdischen und der muslimischen Gemeinde Frankreichs gemeinsam.