Neue Intendantin für Festspielhaus St. Pölten

Brigitte Fürle kommt nach Hause

Das Festspielhaus St. Pölten stellt seine Weichen neu. Der bisherige Intendant, der deutsche Choreograph Joachim Schlömer, packt im Juni 2013 seine Koffer und macht der Österreicherin Brigitte Fürle Platz, die von den Berliner Festspielen zurück in ihre Heimat kommt.

Fürle kennt hier die Szene bestens, hat sie doch bei den Wiener Festwochen und bei den Salzburger Festspielen in wichtigen Positionen gearbeitet. München, Frankfurt und Berlin waren ihre nächste Stationen.

Ihre kreative und innovative Theaterarbeit, ihr Netzwerk zu Künstlern und Künstlerinnen, zu Festivalleitern und Theatermanagern, das bis Neuseeland und Kanada reicht, und ihre Kenntnis des Kulturstandortes St. Pölten haben sie für die Position prädestiniert. Fürle wurde unter 39 Bewerbern und Bewerberinnen aus zwölf Nationen in einer einstimmigen Jury-Entscheidung ausgewählt. Jetzt wurde sie in Wien als neue Leiterin des Festspielhauses in St.Pölten präsentiert.

Kulturjournal, 29.03.2012

Wer Brigitte Fürle kennt weiß, mit wie viel Herzblut und Willenskraft sie auch schwierige künstlerische Projekte durchboxen kann. Wie sehr sie für sinnliches und emotionales Theater steht und Skepsis anmeldet, wenn das Publikum nicht erreicht wird. Mit dem Festspielhaus St. Pölten wird sie nun ein Haus leiten, das mit seiner transparenten, durchlässigen Fassade und mit immerhin 1.000 Zuschauerplätzen ähnliche Dimensionen hat wie das Haus der Berliner Festspiele, das einst die Freie Volksbühne Berlin war.

Die letzten sechs Jahre programmierte sie dort die "Spielzeit Europa", eine Programmschiene, die große Namen wie Robert Lepage oder Isabelle Huppert nach Berlin brachte, aber auch Eigenproduktionen stemmte, wie das Straßenspektakel mit den riesigen Puppen von Royal de Luxe zum Jubiläum "20 Jahre Mauerfall", das über zwei Millionen Zuschauer begeisterte.

Große Herausforderung

Brigitte Fürle hat gemeinsam mit Jürgen Flimm einst das Young Director's Project bei den Salzburger Festspielen aus der Taufe gehoben und damals erstmals Namen wie Alvis Hermanis nach Zentraleuropa gebracht, die dann eine große Karriere gemacht haben. Fürle freut sich heimzukehren, denn "vor 15 Jahren habe ich bei den Wiener Festwochen die Halle G programmiert, und im fünfzehnten Jubiläumsjahr des neuen Festspielhauses St. Pölten meine Arbeit anzutreten, berührt mich sehr."

Brigitte Fürle ist sich bewusst, dass sie mit dem großen Haus im neuen Regierungsviertel, das doch immer noch etwas abgekoppelt vom barocken Stadtkern liegt, eine Herausforderung annimmt, und dass das groß konzipierte Haus viele heterogene Aufgaben wahrnehmen muss, die von der Brauchtumspflege bis zum Avantgardespektakel reichen.

Um diesen Spagat zu schaffen bringt die an der Universität Wien einst ausgebildete Theaterwissenschaftlerin die besten Voraussetzungen mit. Wichtig ist ihr dabei die Arbeit mit dem Niederösterreichischen Tonkünstlerorchester, das zentral in ihren ersten Überlegungen war.

Ein großes Eröffnungsfest wird die neue Ausrichtung zeigen, die neue "Offenheit und Transparenz" und die "Tuchfühlung mit der Region". Um sich Gedanken zu machen über das Festspielhaus, über seine Funktion in St. Pölten, in dem ländlichen Umraum in der relativen Nähe zu Wien, hat Brigitte Fürle jetzt mehr als ein Jahr Zeit. Dass sie St. Pölten seit ihrer Kindheit kennt, wird dabei gewiss kein Nachteil sein.

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Festspielhaus St. Pölten ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Festspielhaus St. Pölten