Osterfestspiele letztmals mit Berliner Philharmonikern

Noch zwei Kammer- und drei Orchesterkonzerte und eine Opernaufführung, dann sind nicht nur die Osterfestspiele 2012 in Salzburg Geschichte, es endet auch die Ära der Berliner Philharmoniker als Herzstück dieses Festivals.

Das Orchester hat sich ja im Mai des Vorjahres sehr überraschend entschlossen, ab Ostern 2013 in Baden-Baden zu musizieren. Eigentlich gibt es also die Osterfestspiele, wie Herbert von Karajan sie begründet hat, nicht mehr.

Kulturjournal, 04.04.2012

Zu Ostern wollte Herbert von Karajan mit den Berliner Philharmonikern, deren Chefdirigent er war, Oper spielen, in Salzburg und nur hier. Mit Wagners "Ring des Nibelungen" hat Karajan 1967 begonnen, allerdings nicht mit "Rheingold", dem ersten Teil, sondern mit der "Walküre", die er für attraktiver hielt. Das Publikum war begeistert.

Nicht nur Wagner, auch Puccini und Verdi, Mozart und Beethoven, und Bizets "Carmen" standen in den Folgejahren auf dem Programm. Das Festival blieb höchst exklusiv, finanziert ohne Steuergeld und stets ausverkauft. Was es aus heutiger Sicht für die Berliner Philharmoniker einmalig machte, dass sie hier Oper spielen konnten.

Wenig Erfolg in den letzten Jahren

Die Nachfolger, ab 1994 Claudio Abbado, ab 2003 Sir Simon Rattle, weiteten das Angebot aus: um die Kammerkonzertreihe "Kontrapunkte" zu wesentlich günstigeren Preisen, um die Jugendarbeit, in manchen Jahren auch um Jazzkonzerte. Doch die günstigen Konditionen aus der Zeit der Festspielgründung - Karajan hatte um einen symbolischen Schilling dirigiert und Geld durch Schallplatten und CDs verdient, zu Zeiten der Isolation Berlins hat auch der Senat den Auftritt des Orchesters unterstützt -, diese guten Konditionen gab es nicht mehr und die Osterfestspiele suchten nach Koproduktionspartnern und neuen Geldquellen.

Erster Sündenfall: Die Berliner Philharmoniker spielen Oper nicht mehr exklusiv in Salzburg, der "Ring des Nibelungen" wird nicht nur mit Aix en Provence koproduziert, die Premieren der vier Opern finden in Südfrankreich statt. In den Jahren davor hat Sir Simon Rattle Werke wie "Peter Grimes" von Benjamin Britten und Debussys "Peleas et Melisande" angesetzt und damit nicht den Geschmack des Publikums getroffen. Die Krise begann sich abzuzeichnen.

Wehmütige Stimmung

Geld von Stadt und Land Salzburg sollte das Festival in Salzburg halten, die zehn Tage sind für den Tourismus äußerst lukrativ. Viele Bemühungen und einen Osterfestspielskandal später weiß man: Baden-Baden hat das Rennen gemacht. Es winkt auch mehr Geld in Baden-Baden - nicht pro Abend, sondern weil es mehr Auftritte gibt. Dennoch sei die Stimmung im Orchester wehmütig, so Stanley Dodds.

Ein kleiner Trost: Die zwei Konzerte bei den Festspielen im Sommer wird es weiterhin geben.

Textfassung: Ruth Halle

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