Auftakt zu fünftägiger Aussage

Breivik brüstet sich seiner Tat

Im Amtsgericht von Oslo hat Anders Behring Breivik damit begonnen, die Motive für seine Attentate dazulegen. Insgesamt hat er fünf Tage Zeit dafür. Im Gegensatz zu Montag werden seine Aussagen nicht übertragen. Der Prozess ist kurz nach Beginn unterbrochen worden. Staatsanwalt und Verteidiger haben beantragt, einen Laienrichter wegen Befangenheit auszuschließen.

Mittagsjournal, 17.4.2012

Verena Gleitsmann in Oslo im Gespräch mit Paul Kraker

Schwierige Schöffensuche

Der 33 Jahre alte Schöffe hatte zugegeben, einen Artikel der Zeitung "VG" im sozialen Netzwerk Facebook mit den Worten kommentiert zu haben: "Die Todesstrafe ist das einzig gerechte in diesem Fall!" . Ein Ersatzrichter rückt nun auf. Das Gericht hatte bereits im Vorfeld des Prozesses zwei der fünf berufenen Laienrichter ausgeschlossen. Ein Mann wurde für befangen erklärt, weil sein Sohn Mitglied der sozialdemokratischen Jugend AUF ist. Diese Jugendorganisation der norwegischen Arbeiterpartei war eines der Hauptziele von Breiviks Attentaten im vergangenen Sommer.

Breivik brüstet sich

Zu Beginn seiner Aussage brüstete sich Breivik seiner Tat. Er habe den "raffiniertesten und spektakulärsten politischen Angriff in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg unternommen", sagte Breivik. Er las die Zeilen von einer vorbereiteten Erklärung ab. Breivik bezeichnet sich auch als Kämpfer für Europa, das in Wahrheit keine echten Demokratien mehr habe. Als Beispiel führt er die EU-Sanktionen gegen die Haider-FPÖ an - als Zeichen für die "Unterdrückung der europäischen Bevökerung".

Der 33-jährige Rechtsextremist hatte zu Prozessauftakt am Montag auf nicht schuldig plädiert. Der Prozess wird voraussichtlich zehn Wochen dauern. Zentrale Frage in dem Prozess ist, ob das Gericht Breivik Schuldfähigkeit attestiert. Bei einem Schuldspruch drohen ihm bis zu 21 Jahre Haft. Andernfalls könnte der Mann lebenslang in der Psychiatrie untergebracht werden. (Text: APA, Red.)