Tumult und Chaos in Kairo

Prozess nach Fußball-Krawallen

Mit Tumult und Chaos hat in Kairo der Prozess begonnen, der die tödlichen Fußball-Krawalle in Port Said im Februar aufarbeiten soll. Mehr als 70 Menschen kamen bei dem Gewalt-exzess auf dem Fußballfeld ums Leben, hunderte wurden verletzt. Opfer waren vor allem Anhänger der Gastmannschaft Al-Ahly aus Kairo.

Abendjournal, 17.4.2012

Schreiduelle im Gerichtssaal

Es ist dasselbe Gerichtsgebäude, in dem der Mubarak-Prozess stattfindet, und offensichtlich derselbe Käfig, in dem er und seine Söhne saßen. Heute wurden hinter den Gittern rund 70 weiß gekleidete Angeklagte vorgeführt, darunter neun Sicherheitsbeamte und Polizisten, und viele Anhänger des Clubs aus Port Said el-Masry. Als sich Einige im Käfig auf Bänke stellten und ihre Fäuste gegen Richter und Anklage erhoben, laut ihre Unschuld beteuerten und sich mit den Angehörigen der Opfer Schreiduelle lieferten - verließ der Vorsitzende Richter den Saal. Wenig später nahm es das Verfahren wieder auf.

Urteile im Sommer

Die Vorwürfe reichen von unterlassener Hilfeleistung über illegalen Waffenbesitz zu vorsätzlichem Mord. Vor allem die Frage, warum die Sicherheitskräfte das Prügeln und Totschlagen nicht verhindert haben, wird geklärt werden müssen. Die Heim-Mannschaft Al-Masry hatte gesiegt. Trotzdem stürmten deren Fans nach dem Abpfiff das Spielfeld und attackierten Fans und Spieler der Kairoer Gastmannschaft Al-Ahly.

Deren Anhänger sehen in der Zurückhaltung der Polizei eine Racheaktion für ihre Unterstützung der Revolution gegen das Mubarak-Regime im Februar 2011. Damals hatten kampferprobte al-Ahly-Fans bei den Protesten auf dem Tahrir-Platz die friedlichen Demonstranten gegen Angriffe der Polizei und Mubarak-Schläger geschützt. Urteile im Prozess werden nicht vor dem Sommer erwartet.