Auf konkrete Fragen schweigsam
Breivik plötzlich wenig gesprächig
Nach der Verlesung seines Manifests am Vortag wirkt der mutmaßliche Osloer Massenmörder Anders Behring Breivik nun ausweichend, und unsicher. Breivik weigert sich vor dem Gericht, tiefergehende Fragen der Staatsanwältin zu beantworten.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 18.4.2012
Verena Gleitsmann berichtet aus Oslo
Zweifel an "Tempelrittern"
Breivik sollte zu seinem Kontakt zu anderen militanten Nationalisten und dem angeblichen Netzwerk der "Tempelritter" befragt werden. "Ich möchte das nicht kommentieren. Sie können dieses Thema einfach überspringen", sagte der 33-Jährige am Mittwoch mehrmals. "Wenn Sie nicht antworten, kann das gegen Sie verwendet werden", bemerkte die Richterin. Breiviks Antwort wirkte erschöpft und etwas resigniert: "Ich hoffe, Sie legen weniger Gewicht darauf, mich lächerlich zu machen, und mehr auf die Sache", sagte er. Die Staatsanwaltschaft wolle ja nur anzweifeln, dass die "Tempelritter" existierten. Die Staatsanwältin bestätigte das.
Kontaktsuche über Internet
Am Mittwoch wollten sich die Staatsanwälte auf die Zeit von 2001 bis 2006 konzentrieren, in der Breivik seinen Hass auf alles Multikulturelle und seine politische Ideologie entwickelte. Er habe vor allem über das Internet Kontakt zu Gleichgesinnten gesucht, erklärte Breivik. Welche Personen dies waren, wollte er nicht sagen. Er soll einen gesuchten serbischen Nationalisten in Liberia getroffen haben.
Sein 1.500 Seiten starkes Manifest betrachtet der Massenmörder als "Terrorschule". Man müsse nicht sonderlich begabt sein, um Anschläge wie im Osloer Regierungsviertel und auf der Insel Utøya zu begehen, gab er zu. Der 33 Jahre alte Islamhasser muss sich für den Tod von 77 Menschen verantworten. Er ist wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes angeklagt.