„Verfahren ein Skandal“

Berlusconi bei "Ruby-Prozess"

Als Silvio Berlusconi noch Ministerpräsident war, hat er sich bei seinen Prozessen meist wegen Unabkömmlichkeit entschuldigen lassen. Das geht jetzt nicht mehr so einfach. Und so sieht man Berlsconi jetzt öfter selbst auf der Anklagebank sitzen - so wie heute beim sogenannten Ruby Prozess.

Abendjournal, 20.4.2012

"Sinnloser Prozess"

Italiens Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist am Freitag zum ersten Mal bei einer Gerichtsverhandlung im sogenannten Ruby-Prozess erschienen, bei dem er wegen Sex mit einer Minderjährigen und wegen Amtsmissbrauchs angeklagt ist. Der 75-jährige Berlusconi verfolgte den Prozess neben seinen Rechtsanwälten. In einer Pause kritisierte der Medientycoon die Mailänder Staatsanwälte, die gegen ihn das Verfahren führen. "Der wahre Skandal ist das Geld, das der Staat für einen sinnlosen Prozess ausgibt", kommentierte Berlusconi.

Geld an Zeuginnen

Der Ex-Premier bestätigte, dass er Zeuginnen in dem gegen ihn laufenden Prozess Geld zugeschanzt habe, wie die Ermittler festgestellt hatten. "Ich erhalte diese jungen Frauen, die von den Staatsanwälten verleumdet worden sind."

Rubys Geschichte rührend

Berlusconi erklärte am Freitag, er sei fest davon überzeugt gewesen, dass Ruby eine Verwandte des damaligen ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak sei. "Sie tat mir leid. Sie hatte mir über ihr dramatisches Leben berichtet, dass sie von ihrer Familie verjagt worden war, weil sie zum Katholizismus übergetreten war. Die Geschichte, die sie mir erzählt hatte, war absolut rührend. Als ich dann erfahren habe, dass sie Marokkanerin und nicht Ägypterin ist, habe ich von ihr nichts mehr wissen wollen", berichtete der Ex-Premier.

Prozess seit einem Jahr

Der Prozess gegen Berlusconi läuft seit April 2011. Im Falle einer Verurteilung droht dem Mailänder TV-König eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren.