Warum er jetzt nicht mehr dagegen ist
Erwin Pröll und der Semmering-Tunnel
Der Semmering-Bahntunnel wird nun nach 30 Jahren Verzögerung doch gebaut, und das ist auch im Sinne des einstigen Projektgegners Erwin Pröll. Der niederösterreichische ÖVP-Landeshauptmann erklärt im Ö1-Interview, warum er jetzt nicht mehr dagegen ist.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 25.4.2012
Volker Obermayr hat mit Niederösterreichs Landeshauptmann gesprochen.
Der Tunnel, die Experten und die Raumfahrt
Pröll nennt drei Gründe: Es gibt mehr Rücksicht auf das Grundwasser, zwei Röhren statt einer und die alte Bahn über den Semmering - ein Weltkulturerbe - bleibt. Dass er nicht schon früher zu einer Lösung beigetragen hat, erklärt Pröll damit, dass er nicht der Experte sei, es habe "13 oder 15 unterschiedliche Varianten" gegeben. "Wenn Sie mir zumuten, dass ich das überblicken hätte sollen, das ist ungefähr so als wenn ich Ihnen zumuten würde, dass Sie über die Raumfahrt Bescheid wissen." Es sei nicht die Aufgabe der Politik, die optimalen Varianten zu finden, sondern der Experten, "und wenn die dazu nicht imstande wären, dann müsste man fragen, wozu werden die bezahlt."
"Die Verfahren entscheiden"
Der Semmering-Bahntunnel sei von niederösterreichischer Seite nie als Prestigeprojekt gesehen worden. Deshalb habe man die Verfahren bis ins Detail abgewickelt, hebt Pröll hervor. "Und die Verfahren haben ihre eigene Sprache gesprochen." Expertenberechnungen, dass die langsamen Zugsverbindung der Region geschadet hätten, relativiert Pröll: "Eine noch so hoch geschätzte Expertenmeinung hilft dann nichts, wenn die nächsten Generationen darunter unglaublich leiden." Anhaltende Proteste von Naturschützern weist Pröll dennoch zurück: "Die Ergebnisse der Verfahren sind entscheidend und nicht, dass sich irgendjemand in der Öffentlichkeit auf Kosten eines Projekts profilieren will."