Deutsche Ärzte können kommen

Fall Timoschenko: Kiew lenkt etwas ein

Nach heftiger internationaler Kritik an den Haftbedingungen für die verurteilte ehemalige ukrainische Regierungschefin Julia Timoschenko bemüht sich die Ukraine nun offenbar um Schadensbegrenzung. Die Regierung hat Deutschland offiziell gebeten, die schwer erkrankte Timoschenko von deutschen Ärzten behandeln zu lassen.

Abendjournal, 25.4.2012

Schweres Rückenleiden

Die Ukraine bittet überraschend darum, dass Ärzte des Berliner Spitals Charité Timoschenko behandeln. Dies entspricht dem Wunsch Timoschenkos, die bereits von ausländischen Ärzten untersucht worden ist, unter anderem von Karl Max Einhäupl, dem Chef des Charité Spitals. Er bestätigt, dass Timoschenko an einem schweren Rückenleiden erkrankt ist. Das einheimische Spital, in dem die ukrainischen Behörden Timoschenko bisher zwangsbehandeln wollten, kommentiert Einhäupl so: in der Klinik werde es aller Wahrscheinlichkeit nach, keine Heilung für sie geben.

Internationale Proteste

Timoschenko, die Ikone der Orangen Revolution 2004, sitzt eine siebenjährige Haftstrafe wegen Amtsmissbrauchs ab. Sie protestiert zurzeit mit einem Hungerstreik gegen Misshandlungen durch das Gefängnispersonal. Nachdem schon der Gerichtsprozess gegen Timoschenko als Politjustiz kritisiert wurde, sorgen nun auch die Haftbedingungen international für Schlagzeilen.
Die EU und Russland äußern sich besorgt über den Gesundheitszustand von Timoschenko und die deutsche Regierung kritisiert den Umgang mit ihr als mit den europäischen Werten nicht vereinbar. Noch ist aber offen, ob deutsche Ärzte die prominente Oppositionsführerin behandeln werden.

Schatten über Fußball-EM

Unterdessen werden Boykottaufrufe gegen die bevorstehenden Fußball-EM in der Ukraine immer lauter. Dieses Großereignis und die damit verbundene internationale Aufmerksamkeit dürften auch der Grund dafür sein, dass die Ukraine im Fall Timoschenko zumindest ein wenig einlenkt.