Erster privater Hochgeschwindigkeitszug

Neuer "Ferrari" für Bahnfahrer

Ein Konsortium unter der Führung von Ferrari-Chef Luca di Montezemolo betreibt ab Samstag die ersten privaten Hochgeschwindigkeitszüge Europas. Bis jetzt hatte in Italien Trenitalia das Monopol auf diese gewinnträchtigen Verbindungen. Die Kunden können auf mehr Service und vor allem günstigere Preise hoffen.

Morgenjournal, 28.4.2012

Luxus zum Kampfpreis

Der 200 Meter lange rote Zug "Italo" flitzt mit einer Geschwindigkeit von über 300 Stundenkilometer auf der Achse zwischen Mailand und Neapel. Betreiber ist Italiens erste privater Bahngesellschaft Nuovo Trasporto Viaggiatori (NTV), die mit dem "Frecciarossa", dem Hochgeschwindigkeitszug der Staatsbahnen (FS), konkurrieren will.

NTV präsentiert sich als erste komplett private europäische Eisenbahngesellschaft im Hochgeschwindigkeitsbereich. "Italo", von der französischen Alstom gebaut, startet mit einer Flotte von 25 Zügen, die an der roten Ferrari-Farbe zu erkennen sind. Sie bieten drei Wagenklassen mit abgestuftem Komfort. Eingerichtet wurde "Italo" von der Designer-Legende Giugiaro. Außer Sicherheitspersonal an Bord, Wifi-Internet im Zug, einem Ruhewaggon und Sessel vom Luxusmöbelhersteller Poltrona Frau will NTV auch mit günstigen Preisen punkten. So sollen ein Ticket für die Strecke Rom-Mailand für 45 Euro angeboten werden.

Angebot wird ausgebaut

Die Preise liegen unter denen der privatisierten Trenitalia, die schon lange Hochgeschwindigkeitszüge führt. Die Fahrkarten werden in verschiedenen Marktsegmenten angeboten. Im Italo soll nur das Reisen in der höchsten Wagenklasse teurer sein. Der Superzug wird zwischen Mailand, Bologna, Florenz, Rom und Neapel verkehren. Das Angebot wird bis Jahresende auch auf die Strecken Turin-Salerno und Venedig-Rom ausgebaut. Zuletzt war darüber spekuliert worden, dass der Zug in einigen Jahren bis nach Wien fahren könnte.

Gewinnschwelle in zweieinhalb Jahren

Wie NTV-Geschäftsführer Giuseppe Scarrone berichtete, will die Bahngesellschaft innerhalb von drei Jahren neun Millionen Passagiere gewinnen, was ein Viertel des Anteils am Bahn-Hochgeschwindigkeitsmarkt entspricht. Bis Ende 2012 rechnet das Unternehmen mit 1,6 Millionen Passagieren. Bis Ende 2014 hofft NTV, die Gewinnschwelle zu erreichen.1,1 Mrd. Euro hat die Bahngesellschaft für ihren Start investiert, 620 Millionen wurden für die Züge ausgegeben. Circa 1.000 Personen beschäftigt das Unternehmen. An NTV sind neben Montezemolo auch der Schuh- und Handtaschenunternehmer Diego Della Valle, Besitzer des Tod's-Konzerns, und Bahnmanager Sciarrone beteiligt. (Text: APA, Red.)