John Bock in der Kunsthalle Krems

8. April 2017, 21:58

Sargähnliche Kisten auf Stelzen, eine begehbare Skulptur hat John Bock in der Kunsthalle Krems aufgebaut. Durch ein kreisrundes Loch können die Ausstellungsbesucher von unten in die Boxen hineinschlüpfen. Drinnen sieht man auf einem von elf Flatscreens eine aufgebohrte Schädeldecke, Blut und Folter, ins Groteske gesteigerte Gewaltszenen - das Video "Lütte mit Rucola". Die Verstörung des Publikums ist einkalkuliert.

"Ich habe angefangen mit theoretischen, mathematischen Vorträgen, und ich wollte gar nicht aktionistisch sein", hat der studierte Betriebswirt erklärt. Und: "Da rutscht man dann so rein, baut ein Kostüm, baut ein Objekt, und dann sagt man sich: Die weiße Wand reicht nicht mehr - also baut man sich ein Bühnenbild, dann eine Bühne - und so läppert sich das."

Geläppert hat es sich zu opulenten Materialschlachten und selbstironischen Inszenierungen, die John Bock und seine Performances, Filme, Zeichnungen, Collagen, Installationen und Skulpturen bis zur documenta gebracht haben und bis zur Biennale von Venedig.

In seiner jüngsten Videoarbeit geht es um die Wunde Fukushima. "Bauchhöhle Bauchen" heißt der Film, eine bizarre Performance, bei der John Bock durch das nächtliche Tokio wandert, Puppentheater spielt, mit Muscheln, Schleim und Chemie experimentiert und kotzt. Ihn habe das Subjekt interessiert, wie der Mensch mit der Katastrophe umgeht und auf welche Weise sich der Todesbegriff verändert. Bleibt die Frage, ob diese Botschaft - versteckt unter einer Oberfläche aus Trash, Chaos und Nonsens - den Zuschauer erreicht.

Textfassung: Ruth Halle