Finanzielle Förderungen erwünscht

Umfrage: Journalismus nicht unabhängig genug

In einer Umfrage der österreichischen Zeitungsverleger räumen vier Fünftel der Österreicher der Pressefreiheit einen hohen Stellenwert ein. Die Zeitungsbranche nützt die Umfrageergebnisse auch für einen Appell an die Politik, mehr für die Medienvielfalt zu tun, statt immer weiter Förderungen zu kürzen.

Mittagsjournal, 2.5.2012

Pressefreiheit hohes Gut

Das Sample der Umfrage des Market-Instituts, im Auftrag des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ), ist mit 500 Befragten eher bescheiden, dafür sind die Ergebnisse umso beeindruckender: Für 78 Prozent der Befragten ist die Pressefreiheit ein hohes Gut, bei der sogenannten Bildungselite sagen das sogar 92 Prozent. Die Befragten betonen die wichtige Rolle des Journalismus: 83 Prozent sagen, dass Journalisten auch Unpopuläres veröffentlichen sollen. Ebenfalls 83 Prozent meinen, dass viele Skandale ohne die Arbeit der Journalisten nicht aufgedeckt worden wären.

Unabhängigkeit verbessern

Zu verbessern wäre das Image des Journalismus freilich in puncto Unabhängigkeit, betont Market-Chef Werner Beutelmeyer. Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit seien keine Selbstläufer und es müsse ständig an ihnen gearbeitet werden, spielt Beutelmeyer auf die Diskussion über parteipolitisch motivierte Postenbesetzungen im ORF an, die den ORF in dieser Kategorie Punkte kosten. Das ORF-Radio kommt in der Umfrage mit 40 Prozent Vertrauen in die Unabhängigkeit der Berichterstattung trotzdem auf Rang vier. An der Spitze dieser Wertung stehen die Kauf-Tageszeitungen mit 50 Prozent. Die kurze Leine, an der die Eigentümer von Kronen Zeitung, Heute und Österreich ihre Redakteure halten, wurde in der Umfrage allerdings nicht thematisiert.

Befragte für Förderungen

Jedenfalls sind rund die Hälfte der Befragten dafür, dass es für unabhängigen Journalismus finanzielle Förderungen geben soll, ebenso wie für den Erhalt der Medienfalt. Für den Präsidenten des VÖZ, Hans Gasser, ist dieses Ergebnis ein klares Votum der Bürger gegen die fortlaufende Kürzung der Presseförderung, die seit 1992 ziemlich genau von 21,6 auf 11,7 Millionen Euro pro Jahr halbiert wurde. Die geplante Reform der Presseförderung könne nur mit mehr Geld funktionieren, so Gasser, und sollten von der Regierung nicht ausreichend finanzielle Mittel für die Presseförderung aufgebracht werden, nütze auch der beste neue Verteilungsschlüssel nichts. Eine Möglichkeit wäre eine flächendeckende Leseförderung über staatlich gestützte Zeitungsabonnements an den Schulen, was laut Gasser mehrere Millionen Euro kosten würde.

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