Eröffnung in Wien

Korea Kulturhaus

Geografisch und politisch eingezwängt zwischen den großen Nachbarn Japan und China, geht die internationale Aufmerksamkeit häufig am kulturellen Schaffen Südkoreas vorbei. In Wien wird jetzt das Korea Kulturhaus im Wiener Donaupark eröffnet, das ein Zentrum des Austauschs werden soll.

Anlass dazu ist das 120-jährige Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Österreich und Korea.

Kulturjournal, 02.05.2012

Als "gebrochene Nation" hat der koreanische Filmemacher Kim Ki-Duk sein Land einmal bezeichnet. Und tatsächlich ist die jüngere Geschichte Koreas eine Abfolge tragischer Ereignisse. Zuerst die japanische Besatzungszeit bis 1945, und gleich danach, Anfang der 1950er Jahre, der Koreakrieg mit drei Millionen toten Zivilisten, der zur Teilung des Landes führte. Nordkorea ist ja bis heute eine Diktatur, aber auch in Südkorea herrschte bis 1987 eine Militärregierung.

Nobelpreisanwärter Ko Un

Ein Mann, der sich bereits zur Zeit der Militärdiktatur einen Namen gemacht hat, ist der Dichter Ko Un, der auch immer wieder als Anwärter auf den Literaturnobelpreis genannt wird. Der heute 78-Jährige kann auf ein wechselhaftes Leben zurückblicken. Mehr als zehn Jahre hatte er als buddhistischer Mönch im Kloster verbracht. Dann trat er aus, engagierte sich sozial, stürzte jedoch in eine persönliche Krise. Es folgten Selbstmordversuche und Alkoholabhängigkeit. Als führender Kopf der koreanischen Demokratiebewegung fand er jedoch zu Beginn der 1970er Jahre zu seiner Bestimmung.

Von den einst flammenden Pamphleten ist Ko Un mittlerweile zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Im letztes Jahr auf Deutsch erschienenen Lyrikband "Blüten des Augenblicks" finden sich Kurzgedichte im Zeichen des Zen-Buddhismus.

Aufstrebende Filmemacher

Überhaupt hat sich die zeitgenössische Literatur Koreas in den letzten Jahren gewandelt. Gesellschaftskritische Themen sind mittlerweile weniger relevant, was jetzt den Ton angibt, sind Liebe, Erotik und oft auch psychische Ausnahmezustände. Das trifft übrigens auch auf den Film zu. Auch der war bis zum Ende der Militärregierung einer strengen Zensur unterworfen. Gezeigt werden durften nur historische Kampfkunstepen und unverfängliche Melodramen.

Mittlerweile hat sich eine vor allem auch international renommierte Schicht an Filmemachern etabliert, die häufig auch die Nähe zum europäischen Autorenkino suchen. Bei den heurigen Filmfestspielen in Cannes stehen gleich zwei südkoreanische Filme im Wettbewerb. Im Film "In Another Country" von Hong Sang-Soo spielt die Französin Isabelle Huppert die Hauptrolle.

Sprachschule und Veranstaltungszentrum

Fast gleichzeitig mit dem Film feierte auch die bildende Kunst ihre Auferstehung. Getragen wurde sie nicht nur durch staatliche Unterstützung, sondern auch durch das Engagement der südkoreanischen Großkonzerne.

Das Korea Kulturhaus in Wien untersteht übrigens nicht der Botschaft, sondern ist maßgeblich auf Privatinitiative entstanden. Betreiber ist der Verein der Koreaner in Österreich. Deren Präsident Jong Bum Park möchte das Kulturhaus als Sprachschule und Veranstaltungszentrum etablieren. Bei der Eröffnung am Donnerstag, 3. Mai 2012, wird es den ganzen Tag über zahlreiche Vorführungen geben. Tanz, Musik und die koreanische Kochkunst werden dabei im Vordergrund stehen.

Textfassung: Ruth Halle