Raiffeisen-Generalanwalt Konrad im Journal zu Gast
"10 Gebote und eine gute Kinderstube"
Einer der mächtigsten Männer Österreich gibt seine Macht ab. Gestern hat Christian Konrad seine Funktion als Obmann der Raiffeisen-Holding Niederösterreich Wien an Erwin Hameseder übergeben. Im Juni verabschiedet sich Konrad als Chef des gesamten Konzerns. In dieser Funktion folgt ihm Walter Rothensteiner.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 05.05.2012
Christian Konrad im Gespräch mit Michael Csoklich
Sparpaket war kein Akt der Zivilcourage
Das Sparpaket der Regierung war für Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad ein große Enttäuschung: "Das war kein Akt der großen Zivilcourage." Mittlerweile sei einiges passiert und er hoffe, dass das so weiter geht. "Die Sorge, die ich habe, ist, wenn man sich auf den schönen Daten ausruht, dann beginnt das Schiff zu sinken. Kursänderungen bei großen Schiffen, bei Staaten, dauern lange und müssen rechtzeitig geplant sein." Er sei nicht sicher, ob es ein Vision gebe, wo das Land in 10 oder 15 Jahren stehen soll, sagt Konrad.
Transparenzregeln als Signal
Transparenzregeln hält Konrad für ein Signal. Werte wie Anständigkeit, Ehrlichkeit oder auch Solidarität müssten allerdings in den Familien und in der Erziehung weitergegeben werden: "In Wahrheit genügen die 10 Gebote und eine gute Kinderstube." Er glaube nicht, dass es Spenden aus dem Raiffeisen-Konzern für politische Parteien gebe, sagt Konrad. Allerdings würden Aktivitäten politischer Parteien, etwa Zeitschriften oder Publikationen unterstützt. Die eine oder andere Veranstaltung gehöre auch dazu. Die Betriebsprüfungen hätten eine sehr geringe Nachzahlung ergeben, das bedeute, dass pünktlich Steuern bezahlt werden. "Wir müssen in der Lage sein, wenn wir gefragt werden, zu erklären, warum wir was gemacht haben." Sei er je mit Korruption konfrontiert gewesen? Es habe Versuche gegeben, ihn zu korrumpieren, er sei darauf aber nicht eingegangen, sagt Konrad.
Josef Pröll als Raiffeisen-Generalanwalt?
Nach 20 Jahren an der Spitze gibt Christian Konrad die Macht an 2 Personen ab. Wenn die beiden, Erwin Hameseder und Walter Rothensteiner, etwa in Pension gehen, könnte dann Josef Pröll Raiffeisen-Generalanwalt werden? Konrad: "Spekulieren war noch nie meine Sache. Ich werde dem Josef Pröll aber nicht sagen, was er im Leben nicht werden kann, das wäre völliger Unsinn."