Soundinstallation von Michael Anastassiades

MAK-Dependance Geymüllerschlössel

Das Geymüllerschlössel in Pötzleinsdorf ist eine Dependance des Museums für Angewandte Kunst in Wien, das nun wiederbelebt werden soll. Der neue MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein hat nun mit einer Ausstellungseröffnung den Auftakt gemacht, die das Biedermeierschlössel für zeitgenössische Positionen öffnet.

Unter dem Titel "Time & Again" setzt sich der Londoner Designer Michael Anastassiades mit der dort beheimateten Uhrensammlung des MAK aus der Sammlung Franz Sobek auseinander.

Kulturjournal, 09.05.2012

Im Geymüllerschlössel scheint die Zeit still zu stehen. Es ist wie ein Gang durch vergangene Jahrhunderte, wenn man durch das Schlössel streift, in dem die Biedermeiermöbel des MAK aufgestellt sind. Man könnte glauben, die biedermeierliche Familie hätte gerade nur kurz das Haus verlassen und würde gleich wieder zurückkommen. Dieser Eindruck wird auch durch die Soundinstallation kaum getrübt, die dem Ticken der Uhren Drive verleiht und sie in ein leises Flüstern übergehen lässt.

Auch die Interventionen von Michael Anastassiades bestechen durch Unauffälligkeit. Ein riesiges umgedrehtes Metronom fügt sich diskret ein und erinnert an Zeiten, als die Musik noch die Harmonien der sphärischen Klänge wiederzugeben versuchte. Es schwingt in dem musikleeren Raum - als Rhythmus, der irgendwie blind ist, wie Michael Anastassiades sagt.

Sky space im Park

Die großen Standuhren im Nebenraum haben sich von den Wänden gelöst und scheinen in die Mitte des Raumes gewandert zu sein, als wären sie lebendig geworden. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch ihre menschlichen Silhouetten und die Spiegel, mit denen sie dem Betrachter sein Konterfei zurückwerfen. Andere Objekte scheinen mit der Zeit weich geworden oder geschmolzen zu sein, da gibt es etwa Spiegel, die über Tische oder Wände hinunterfließen.

Bei einem Spaziergang durch den perfekt gepflegten Park führt MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein die Besucher ganz stolz zu einem sky space, den der amerikanische Lichtkünstler James Turell vor Jahren hier eingerichtet hat. Über einen kleinen Steg betritt man den Kubus mit dem Loch oben, durch das man das Blau des Himmels in ungewöhnlicher Intensität wahrnehmen kann. Es ist eine Art Meditationsraum.

Die Schlichtheit des Biedermeier

Das Geymüllerschlössel wird mit der neuen Bespielung sicher auch die touristischen Besuche steigern. Wie Christoph Thun-Hohenstein meint, hat er in den USA großes Interesse am Biedermeier festgestellt. Nach der großen Euphorie für Wien um 1900 führt nun offensichtlich die Suche nach den Wurzeln dieser glorreichen Epoche ins Biedermeier, dessen Qualitäten auch in Österreich erst mit der Albertina-Ausstellung 2007 erkannt wurden. Die Schlichtheit und Nüchternheit des Biedermeier gaben wichtige Initialzündungen für die Moderne.

Jeweils von Mai bis Ende November werden im Geymüllerschlössel spannende Interventionen von Designern zu sehen sein. Außerdem soll ein Salon für Diskussionen über Design eingerichtet werden - zu Themen des guten Geschmacks etwa oder über die Zeitlosigkeit von Gegenständen.

Textfassung: Ruth Halle

Service

MAK - Geymüllerschlössel