Festspiele in Favoriten

Into the City

Die Wiener Festwochen bleiben nicht nur in den großen Veranstaltungssälen, sie schwärmen auch in den Stadtraum aus. Ganz besonders mit ihrem Programm "Into the City", das jedes Jahr ein wenig im Abseits liegenden Stadtvierteln zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen will.

Mittagsjournal, 11.05.2012

Lange sei er auf der Suche nach einem Standort für sein Festivalzentrum zu Fuß durch die Stadt unterwegs gewesen, erzählt "Into the City"-Kurator Wolfgang Schlag. In Favoriten habe er dann ein Viertel gefunden, das ihn wegen seines Selbstbewusstseins begeistert hat.

Das Eröffnungskonzert am Samstag, 12. Mai 2012, in der Quellenstraße werden der türkisch-kurdische Sänger Hakan Vreskala und die türkischstämmige Elektronikmusikerin DJane Ipek bestreiten. Ipek ist eine interessante Erscheinung der Berliner Musikszene. Sie hat traditionelle Klänge aus dem orientalischen Raum mit zeitgenössischer elektronischer Musik fusioniert. Daneben kämpft sie als Aktivistin um mehr Toleranz für Schwule und Lesben innerhalb der Migranten-Community.

Auf ihren Konzert-Reisen rund um die Welt - zuletzt standen da etwa Indien und Brasilien auf dem Programm - ist DJane Ipek immer auch auf der Suche nach unbekannten Musikern und ungewöhnlichen Sounds.

Noch zu erwähnen ist das Projekt "Post it". Damit versucht "Into the City", die Geschichte und Geschichten des Viertels rund um die Quellenstraße aufzuzeichnen. Eine Gruppe aus Künstlern, Journalisten und Stadtsoziologen ist ausgeschwärmt und präsentiert ihre ungeahnten Fundstücke. Porträts und Lebensläufe werden als Radioreportagen, Videos oder auch Comics gestaltet und tauchen an unerwarteten Stellen des Stadtraums wieder auf: in Schaufenstern, auf Speisekarten oder als Flugblätter hinter den Scheibenwischern parkender Autos. Ein Stadtviertel streift seine Anonymität ab und zeigt sich als großes Dorf. Begleitend dazu gibt es laufend Konzerte, die auf die kulturelle Vielfalt des Grätzels eingehen werden. Vom serbischen Turbo-Folk bis zur ungarischen Volksmusik wird da die Bandbreite reichen.

Textfassung: Ruth Halle