Buch von William Hastings Burke

Hermann Görings Bruder

Als einer der mächtigsten Männer der Nazidiktatur ist Hermann Göring bis heute ein bekannter Mann. Er wurde vom Nürnberger Kriegsverbrechergericht zum Tod verurteilt und starb durch Selbstmord.

Viel weniger bekannt ist, dass Hermann Göring einen Bruder namens Albert hatte, der ein ausgesprochener Nazigegner war und viele von Nazis Verfolgte durch persönlichen Einsatz retten konnte. William Hastings Burke, ein junger Buchautor aus Australien, hat sich auf die Spur von Hermann Görings Bruder gesetzt. Im Aufbau Verlag ist jetzt sein Buch "Hermanns Bruder" auch auf Deutsch erschienen.

Kultur aktuell, 15.05.2012

Der Urteilsspruch von Nürnberg: Hermann Göring, im Naziregime Reichsmarschall, Oberbefehlshaber der Luftwaffe und jahrelang die Nummer zwei hinter Adolf Hitler, wird zum Tod durch Erhängen verurteilt. Durch Selbstmord in der Haft entzieht er sich der Vollstreckung.

Bei den Alliierten in Haft ist zur selben Zeit auch der Maschinenbauingenieur Albert Göring, Hermanns Bruder. Die Vernehmungsoffiziere wollen ihm seine Geschichte nicht glauben. Er, Albert Göring, sei ein fanatischer Gegner der Nazis gewesen? Ein Mann, der sogar viele vor der Verfolgung retten konnte?

Alberts Liste

Albert Göring setzt zum Beweis des Gesagten eine Liste mit 34 Namen auf. Viele davon aus Österreich, Erzherzog Joseph Ferdinand, Altkanzler Kurt Schuschnigg, die Frau des Komponisten Franz Lehar. Und tatsächlich, als die Nachforschungen beginnen, stellt sich heraus, die abenteuerliche Geschichte stimmt. Und Albert Görings Liste, die wurde wieder gefunden, von William Hastings Burke, einem jungen australischen Autor, der sich im Nationalarchiv in Washington auf Albert Görings Spuren heftete.

"Ich hatte seine Fallakte vor mir, die Korrespondenz seiner Vernehmungsoffiziere, seine Verhörprotokolle", erzählt Burke, "und dann bin ich ganz unten auf diese Liste gestoßen, und jetzt ist Albert Göring mein Held."

Nachfahren der Geretteten

William Hastings Burke hat auch in Salzburg recherchiert, in Mauterndorf im Lungau, wo die Görings eine Burg als Feriensitz nutzen konnten. Ich bin dort zufällig mit Herrn Hohensinn zusammengetroffen, sagt Burke. Sein Vater Michael Hohensinn ist auf der Liste.

Dem Autor und jetzt auch dem ORF gegenüber hat Herbert Hohensinn, der Sohn des Verfolgten, vom damaligen Geschehen erzählt, und von den Umständen, unter denen sein Vater ins Konzentrationslager Dachau kam. Eilig bemühte sich die Familie des Verhafteten um Kontakte zur Familie Göring. Seine in Salzburg lebende Schwester wurde um Vermittlung gebeten, und die dürfte wiederum dafür gesorgt haben, dass Albert Göring bei seinem Bruder Hermann in Berlin intervenierte.

Selbst in Gefahr

Ob als Manager in einem Filmstudio in Wien oder später bei den Skoda-Werken in Prag, im Einsatz für Verfolgte und Widerstandskämpfer ging Albert Göring so weit, dass er sich, trotz seines prominenten Bruders, selbst akuter Gefahr aussetzte. Immer wieder versuchte die Gestapo, seiner habhaft zu werden, es wurde gegen Kriegsende ziemlich eng für ihn.

Aber auch nach dem Krieg erging es ihm nicht besonders gut. Seinen Namen zu ändern, das kam für ihn nicht infrage, auch wenn ihn das in mindestens einem Fall die Arbeitsstelle kostete. Verarmt ist er im Jahr 1966 gestorben. Den Fluch, Hermann Görings Bruder gewesen zu sein, wurde er zeit seines Lebens nicht mehr los.

Service

William Hastings Burke, "Hermanns Bruder", aus dem Englischen übersetzt von Gesine Schröder, Aufbau Verlag

Aufbau Verlag - Hermanns Bruder

Salzburg.orf.at - Im Lungau aktiv: Görings "guter Bruder"