Sorge um Eigenständigkeit
Vatikan bindet Caritas stärker an sich
Am 2. Mai hat der Papst ein Dekret erlassen, das die Caritas enger an den Vatikan bindet. Die Dachorganisation Caritas Internationalis wird Teil der vatikanischen Verwaltung. Manche befürchten, dass der Papst die Caritas mehr auf Linie bringen will. Die neuen Regeln sind derzeit Thema bei einem Caritas-Verwaltungsrat-Treffen in Rom.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 16.5.2012
Einigung mit "Hausmeister"
Wenn es um das mitunter angeschlagene Image der katholischen Kirche geht, dann wird von vielen die Caritas als positives Beispiel von Kirchenarbeit genannt. Dementsprechend sensibel wird reagiert, wenn so wie jetzt der Vatikan die Caritas enger an sich bindet. "Ja, manchmal werden Entscheidungen schwieriger werden", hört man hier in Rom, beim Hauptquartier der Caritas internationalis. Man werde sich mit dem "Hausmeister" einigen müssen, sagt Erny Gillen, Chef von Caritas Europa. Das sei auch Gegenstand der aktuellen Gespräche.
Länderorganisationen bleiben autonom
Aber man versuche es positiv zu sehen. Denn jetzt habe die Caritas Vatikan intern ein deutlich stärkeres Gewicht erhalten. Das würde aber auch heißen: Wenn die Caritas zu Dingen Stellung nimmt, dann ist das ab jetzt so, als würde der Vatikan selbst das sagen. Und deshalb wird das nun auch stärker kontrolliert - oder freundlicher gesagt: koordiniert. Das Alles gilt allerdings nur für die Dachorganisation hier in Rom. Die Länderorganisationen, also etwa Caritas Österreich blieben eigenständig, so Gillen. Auch mehr Missionsarbeit werde nicht gefordert. Das ginge auch gar nicht heißt es.
Treueeid auf den Papst
Ein Punkt der schon im Vorfeld für Aufregung gesorgt hat ist die Tatsache, dass die Caritas Mitarbeiter einen Treue-Eid auf den Papst ablegen müssen. Nun sind aber viele Caritas Mitarbeiter gar nicht katholisch. Michel Roy, Chef von Caritas Internationals: "Wir sind eingelanden einen einen Treueeids auf den Papst und die katholische Kirche zu schwören. Aber das gilt nur für uns hier in Rom. Das sind etwa 30 Mitarbeiter." Und man werde, etwa für Protestanten, eine Formel finden die auch für sie akzeptabel sei. Insgesamt, so der Tenor hier, müsse man sich jetzt einfach einmal ansehen wie sich die neuen Regeln im Alltag auswirken.