Eine Ö1 Reportage aus Kenia

Die Flüchtlinge von Dadaab

Wegen Bürgerkrieg und Hungersnot haben im Vorjahr zehntausende Somalier ihr Heimatland verlassen. Alleine in Dadaab in Kenia, dem größten Flüchtlingslager der Welt, sind fast 150.000 ostafrikanische Flüchtlinge eingetroffen. UNO und humanitäre Organisationen sichern dort ihr Überleben.

Eine halbe Million Flüchtlinge

Rund eine halbe Million Flüchtlinge lebt insgesamt hier in den größten Flüchtlingslagern der Welt. Zehntausende sind schon seit 20 Jahren hier - wegen des Bürgerkriegs in Somalia, im Vorjahr kamen 150.000 wegen Krieg und Dürre. Die meisten Menschen leben in Notbehausungen, in denen es nicht mehr gibt als einen Wasserkanister, einer Schüssel und etwas Brennholz. Die Flüchtlinge haben keine Decken und auch keine Schlaf-Matten auf dem staubigen Erdboden.

Anschläge auf die Lager

Die Situation der Flüchtlinge in Dadaab ist kritisch. Der islamistische Terror aus Somalia hat die Lager in Kenia erreicht, erst kürzlich Woche wurde wieder ein Polizist getötet. Der Auslöser für die Anschläge: Kenianische Truppen waren im Oktober in Somalia einmarschiert. Das sollte vor allem das Eindringen von Al-Shabaab-Kämpfern nach Kenia verhindern, hat aber die Vergeltungsschläge ausgelöst. Zu den ersten Entführungsopfern zählten zwei spanische Mitarbeiterinnen von Ärzte-ohne-Grenzen. Die Hilfsorganisation zog sich daraufhin zurück aus einem Lager mit Neuankömmlingen.

Versorgung durch Hilfsorganisationen

Das Rote Kreuz Kenia sorgt jetzt für Wasserversorgung, Latrinenbau und medizinische Betreuung von mehr als 70.000 Flüchtlingen. Als einzige Hilfsorganisation arbeitet das Rote Kreuz ohne Polizeischutz. Die 150 kenianischen Mitarbeiter setzen auf Neutralität, politische Unabhängigkeit und den guten Ruf des Roten Kreuzes - auch unter den Muslimen aus Somalia. Die größten Sorgen macht sich Ärztin Nailah Kassim darüber, dass die kenianische Regierung im Vorjahr die Registrierung von Flüchtlingen gestoppt hat. Tausende Flüchtlinge bekommen keine Decken, keine Öfen, keine Essensrationen und müssen von Verwandten oder durch Notversorgung von Hilfsorganisationen am Leben erhalten werden.

Viele bleiben in Dadaab

Trotz der Anschläge auf das Lager und der Tatsache dass die Flüchtlinge sich weder frei in Kenia bewegen noch dort arbeiten dürfen, werden nur wenige da Lager verlassen. Wer überleben will, scheint keine andere Wahl zu haben als in Dadaab zu bleiben.

Mittagsjournal 19.5.2012

Bernt Koschuh aus Kenia

Hinweis

Die Rot-Kreuz-Spendenkontonummer lautet PSK 2.345.000 Kennwort: Dürre in Afrika.

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